Trauungen im Kloster sind passé
Die Zisterzienser sahen einen Widerspruch zwischen dem kirchlichen Heiratsort und gleichgeschlechtlichen Ehen.
Grevenbroich. Grevenbroich hat sich als „Hochzeitsstadt“ einen Namen gemacht. Das liegt auch an den besonderen Örtlichkeiten, die von der Stadt angeboten werden: Heiraten im historischen Haus Hartmann, im niederrheinischen Ambiente der Villa Krüppel, im prächtigen Saal des Museums oder vor der mittelalterlichen Kulisse des Hülchrather Schlosses. Von einer „Location“ wird sich die Stadt aber nun trennen. Wie Bürgermeister Klaus Krützen mitteilt, wird das Kloster Langwaden aus dem Portfolio des Standesamtes herausgenommen. „Das Gesetz zur gleichgeschlechtlichen Ehe, das heute vor einem Jahr in Kraft trat, ließe sich nicht mit dem Kirchenrecht vereinbaren“, begründet der Verwaltungschef diesen Schritt.
Die Langwadener Zisterzienser hatten 2007 mit der Stadt eine Zusammenarbeit vereinbart, seitdem waren standesamtliche Trauungen auch im Stefansaal — der ehemaligen Klosterbibliothek — möglich. „Allerdings hat sich durch das Recht auf Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts eine andere Ausgangslage ergeben. Darauf haben die Mönche zurecht hingewiesen — und daraus hat sich ein Gegensatz entwickelt.“
Da die Stadt als staatliche Verwaltung alle gleich behandeln müsse und wolle, habe sie sich entschieden, die Zusammenarbeit in Sachen sämtlicher standesamtlicher Hochzeiten „leider zu beenden“, sagt Krützen. „Dem Ganzen sind Briefwechsel und persönliche Gespräche vorausgegangen, im gegenseitigen Respekt haben wir unsere Positionen ausgetauscht.“ Der Bürgermeister hat zwischenzeitlich auch den Ältestenrat der Stadt über die Entscheidung informiert — „er unterstützt diesen Verwaltungsakt“, betont Krützen.
Bis Jahresende können noch Ehen — „die im Sinne der Kirche sind“ — in Langwaden geschlossen werden. Die Entscheidung kommentieren die Zisterziensermönche nicht — nur so viel: „Der Veränderungsprozess wurde durch die Stadt initiiert“, sagt Alois Seimetz, Geschäftsführer der Klosterbetriebe.
Die „Ehe für alle“ bleibt in Grevenbroich weiter möglich, die standesamtliche Trauung kann nur nicht mehr im Kloster stattfinden — auch nicht für heterosexuelle Paare. Insgesamt werden in der Stadt jährlich rund 500 Ehen geschlossen. Das gilt auch für den Zeitraum 30. Juni 2017, als der Bundestag das neue Gesetz verabschiedete, bis zum heutigen Tag. Gleichgeschlechtliche Ehen feiern aber noch nicht Jahrestag, sie sind erst seit dem 1. Oktober 2017 möglich. Von dem Recht haben bislang 23 Paare Gebrauch gemacht — acht weibliche, 15 männliche. Einige davon haben ihre bestehende Lebenspartnerschaft umgewandelt. „Die Möglichkeit wird also wahrgenommen“, sagt Stadtsprecher Stephan Renner.