Wendersplatz: „Projekt soll durchgepeitscht werden“
Die Bebauung des Wendersplatzes passierte zum ersten Mal den Rat.
Neuss. Die Diskussion war heftig, das Ergebnis trotz geheimer Abstimmung das erwartete: Die Bebauung des Wendersplatzes mit einem großen Bürokomplex nach den Plänen des Projektentwicklers Kölbl Kruse hat zum ersten Mal den Rat passiert.
Was der Grundsatzbeschluss bedeutet, darüber stritten die Stadtverordneten ebenfalls: Vorentscheidung zugunsten des siebenstöckigen, bis zu 25 Meter hohen Baus oder nur die Etappenentscheidung, dass weiter geplant werden kann und soll?
CDU und FDP hatten sich zuvor klar für das Projekt positioniert, und auch Bürgermeister Herbert Napp intervenierte energisch. Er argumentierte, es gehe um 500 Arbeitsplätze der Creditreform, den möglichen Nutzer des Komplexes. Entscheide der Rat nicht entsprechend, sei die Chance vertan, das Unternehmen, das einen neuen Standort sucht, zu halten.
Die anderen Fraktionen hielten dagegen, wiesen die Pläne als völlig überdimensioniert zurück, bemängelten, das Projekt solle „durchgepeitscht“ werden, und hatten generell Fragen zum Verfahren.
Der Wendersplatz gehört der Stadthafen GmbH, einer reinen Stadt-Tochter. Im September schloss diese Gesellschaft eine Exklusivitätsvereinbarung mit Kölbl Kruse, die dem Projektentwickler für ein Jahr das exklusive Recht einräumt, auf dem Platz zu planen. Kölbl Kruse tut dies nicht im Auftrag der Creditreform, hat aber das Interesse bekundet, einen Teil des Wendersplatzes zu kaufen und dort den entsprechenden Bau zu errichten.
Mit der Creditreform habe es ein Briefing gegeben, hatte der Geschäftsführer des Unternehmens im Planungsausschuss betont. Festgelegt hat sich das Unternehmen mit Sitz im Hammfeld allerdings nicht.
Die Forderung einiger Stadtverordneter, die Verwaltung solle der Creditreform andere Grundstücke anbieten, konterte Bürgermeister Napp, dies sei längst geschehen. Lange galt die Creditreform auch als ernsthafter Interessent der Grundstücke südlich der Rennbahn an der Stresemannallee. Ob diese Flächen noch im Rennen sind, blieb offen.
Gegen die vielfältigen Vorbehalte der Opposition wandte der Planungsausschussvorsitzende Karl Heinz Baum (CDU) ein, das Vorhaben werde vor einer endgültigen Entscheidung noch mehrfach den Rat und die Fachausschüsse beschäftigen. Und Achim Rohde (FDP) betonte, jetzt müsse der Planungsprozess beginnen; „noch ist alles offen.“
Er verteidigte auch das Zusammengehen mit dem Projektentwickler aus Essen: Gegen Kölbl Kruse laufen mehrere Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Bauprojekten. „Das kann ja wohl kein Grund dagegen sein.“
Die Kritik der übrigen Fraktionen war harsch. Ein zu großes Projekt, Zerstörung der Skyline, überhastetes Verfahren bei der Nutzung eines „Juwels“: Mit ihrem Antrag, für den Platz einen eingeschränkten Architektenwettbewerb auszuloben, kam die SPD nicht durch.
Der dann mit Mehrheit getroffene Grundsatzbeschluss beauftragt die Verwaltung nun, die Änderung des Bebauungsplans vorzubereiten. Der sieht derzeit noch den Bau des Kreishauses auf dieser Fläche vor.