„Wir müssen Fehler minimieren“
Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TSV Bayer, spricht über die Misere des Zweitliga-Absteigers.
Dormagen. Der letzte Sieg liegt genau zwei Monate zurück, aus den letzten fünf Spielen holte der TSV Bayer Dormagen gerade mal einen Zähler — dabei war das Team mit 16:2 Punkten glänzend in die Saison gestartet. Nach der jüngsten 27:28-Niederlage bei der Reserve des VfL Gummersbach sprach selbst Trainer Alexander Koke von einer „Krise“ und einer „mentalen Blockade“ bei seinen Schützlingen. Was schief läuft, darüber spricht vor dem heutigen Spiel gegen den TuS Volmetal (19 Uhr, Bayer-Sportcenter), Handball-Geschäftsführer Björn Barthel.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation beim TSV Bayer Dormagen?
Björn Barthel: Ganz einfach: Wir müssen das Spiel gegen Volmetal gewinnen, egal wie, sonst rutschen wir immer tiefer in den Schlamassel.
Ein Sieg dürfte aber sicher nicht alle Probleme lösen.
Barthel: Das Wichtigste ist jetzt, Ruhe zu bewahren. Klar ist unsere aktuelle Bilanz nicht besonders erfreulich. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir in einem Umbruch stecken. Uns war von vorneherein klar, dass wir in dieser Saison nicht alle Spiele gewinnen — vielleicht hat der gute Start bei einigen da zu hohe Erwartungen geweckt.
Zwischen „nicht alle Spiele gewinnen“ und aktuell 1:9 Punkten liegt allerdings eine große Bandbreite. Jetzt spricht sogar schon Ihr Trainer von einer „Krise“.
Barthel: Wir haben sicherlich eine Ergebniskrise, das ist richtig. Deshalb sehe ich Mannschaft und Trainer in der Pflicht, so schnell wie möglich den Hebel umzulegen. Allerdings dürfen wir deshalb auch nicht in Panik verfallen, sondern müssen uns mit Ruhe und Geduld aus dieser Situation herausarbeiten.
Welches Ziel bleibt denn noch für den Rest der Saison?
Barthel: Das Minimalziel ist klar gesteckt: Den fünften Platz sichern und uns damit für den DHB-Pokal der kommenden Saison qualifizieren. Ich möchte, dass wir die Rückrunde vernünftig abschließen, das sind wir unseren Fans schuldig.
Von denen kamen zuletzt, abgesehen vom Mittelrhein-Derby gegen den Longericher SC, immer weniger ins Bayer-Sportcenter. Schrillen deswegen bei Ihnen die Alarmglocken?
Barthel: So ist das, wenn die Ergebnisse nicht stimmen und die Spiele auch nicht immer gut sind.
Warum spielt denn die Mannschaft nicht so gut, wie sie kann?
Barthel: In meinen Augen ist das ein reines Kopfproblem. Es hat sich eine Negativspirale aufgebaut, aus der wir uns lösen müssen. Die Spieler brauchen wieder Selbstvertrauen, aber das bekommen sie nur durch Siege. Um zu gewinnen, müssen wir die Fehler minimieren, die ja teilweise haarsträubend sind. Um die Fehler zu minimieren, brauchen wir Spieler, die Sicherheit ausstrahlen. Doch um Sicherheit auszustrahlen, braucht man Selbstvertrauen — so dreht sich das im Kreis. Hinzu kommt, dass der größte Teil der Mannschaft noch sehr jung ist — und jungen Spielern fehlt es oft an einer gewissen Konstanz.
Das sieht man momentan auch bei Ihrer A-Jugend in der Bundesliga. Hat sie sich von den Drittliga-Kollegen anstecken lassen, zumal ja etliche Spieler in beiden Teams aktiv sind?
Barthel: Dass unsere A-Jugend ein bisschen aus der Erfolgsspur geraten ist, hat andere Gründe. Wegen Klassenfahrten und zum Teil von mitgebrachten Erkrankungen war in den letzten Wochen kaum ein geregeltes Training möglich. Und man muss ehrlicherweise anerkennen, dass GWD Minden in dieser Saison richtig stark ist.
Das Ziel, erneut ins Viertelfinale der Deutschen Meisterschaften vorzudringen, sehen Sie nicht gefährdet?
Barthel: Das bleibt auf jeden Fall unser Ziel. Wenn es Trainer Ulli Kriebel gelingt, die Spannung hoch zu halten, sollte das auch zu schaffen sein. Und ob wir dann im Viertelfinale auf Wetzlar oder Leipzig treffen, ob wir als Vizemeister das erste oder als Meister das Rückspiel zu Hause haben, das ist letztlich egal. Wichtig ist, dass sich alle Spieler weiter entwickeln — auch wenn es dabei zwischendurch mal etwas holprig läuft.