Pendler über Linie 884 verärgert
Regelmäßig verpassen Nutzer des Busses auf dieser Strecke den Anschluss an die S-Bahn 11 in Nievenheim.
Nievenheim. Wer einen langen Arbeitstag hat, verliert nicht gerne Zeit — auch nicht, wenn er mit Bus und Bahn unterwegs ist und beide miteinander verbinden muss. Umso ärgerlicher, wenn das eine Verkehrsmittel gerade weg ist, wenn das andere ankommt. Eine Nievenheimerin (der Name ist der Redaktion bekannt) kann davon ein Lied singen. Die Berufspendlerin, die mit Bus und Zug zu ihrem Arbeitsplatz in Düsseldorf fährt, ärgert sich seit geraumer Zeit darüber, dass ihre S-Bahnlinie 11 in die Landeshauptstadt Nievenheim soeben verlassen hat, wenn sie mit der Linie 884 eintrifft. Bedeutet: mindestens 16 Minuten Wartezeit bis zum Eintreffen der nächsten S-Bahn — sofern die pünktlich ist. Im vergangenen Jahr betrug die Wartezeit 20 Minuten — eine Fahrplanänderung brachte eine leichte Verbesserung.
Ein dauerhaftes Problem bleiben aber die Verspätungen, die die Fahrpläne mitunter vollends durcheinanderbringen können und die sich oft nicht vermeiden lassen. Denn je mehr die Verkehrsdichte zunimmt, desto schwieriger ist es für die Stadtbusfahrer, die Fahrpläne einzuhalten. „Unsere Pufferzeiten, die in die Pläne eingearbeitet sind, sind mittlerweile alle aufgebraucht“, erklärt Andrea Kunz, Vertriebsleiterin der Stadtbus Dormagen GmbH. Schwierigkeiten gebe es vor allem während der Stoßzeiten im Berufsverkehr. Und die hätten nicht nur die Stadtbusse in Dormagen, sondern auch andere Verkehrsbetriebe wie zum Beispiel die Rheinbahn.
Zudem unterliege die Stadtbusse Dormagen GmbH einigen Zwängen, die die Erstellung des Fahrplans zu einer kniffligen Angelegenheit machen. Seitens der Politik gebe es nämlich nicht nur den Auftrag, die Bahnhöfe Dormagen, Nievenheim und Köln-Worringen per Stadtbus zu bedienen, sondern auch die Maßgabe, dass der Bahnhof Dormagen Priorität haben muss. Das sei bereits seit der Einführung vor rund 20 Jahren unter dem damaligen Bürgermeister Heinz Hilgers so gewesen, berichtet Kunz. Der kürzlich in den Ruhestand verabschiedete Geschäftsführer Ulrich Pfister, der das System einst ausgeklügelt hat, habe das berücksichtigt — auch wenn die Fahrpläne immer wieder überarbeitet und gegebenenfalls auf neue Bedürfnisse und Gegebenheiten angepasst worden seien.
Zudem verkehrten die Stadtbusse in Dormagen nicht von Punkt A nach Punkt B und führen dann dieselbe Strecke wieder zurück, sondern in einem „umlaufenden System mit komplexen Schnittpunkten“, wie es Andrea Kunz ausdrückt. Die Busse fahren also quasi im Kreis; wenn Ankunfts- und Abfahrtszeiten geändert werden, gibt es folglich Verschiebungen an anderen Haltestellen und Bahnhöfen — was dann dazu führen kann, dass die vorgegebenen Maßgaben teilweise nicht erfüllt werden können.
Trotzdem gibt es Hoffnung auf Verbesserungen. Stadtbus-Vertriebsleiterin Andrea Kunz glaubt jedenfalls, dass perspektivisch etwas passieren muss. Nimmt der Verkehr weiterhin zu, könnte das gesamte Bus-System in der jetzigen Form wahrscheinlich nicht aufrecht erhalten werden. Denn dann nähmen die Verspätungen der Fahrzeuge vermutlich Ausmaße an, die nicht mehr akzeptabel wären. Letztlich wird die Politik entscheiden müssen, wie das Stadtbus-Angebot der Zukunft aussehen soll.