Zehnte Auflage der Tour de Neuss ist ungewiss
Das sportliche Aushängeschild der Stadt wackelt. Sponsorengelder werden knapp.
Neuss. Das waren noch Zeiten, als Hennes Junkermann und Rudi Altig die Deutschen am Fernsehbildschirm verzückten. Derartige Legenden gibt es inzwischen im Radsport hierzulande nicht mehr. Den Namen Schleck kennt das Duo gut - gemeint ist aber nicht der Zweite der gerade zu Ende gegangenen Tour de France. "Wir sind beide noch mit seinem Vater gefahren", teilt Junkermann, der in seiner Freizeit auch mit 76 Jahren noch unzählige Kilometer in den Pedalen abspult, mit.
Junkermann und Altig besuchten am Donnerstag die Stadt, um sich die Tour de Neuss mit zahlreichen Teilnehmern der Frankreich-Rundfahrt anzusehen. Ein Name fehlte jedoch: Zugpferd Jens Voigt, Gewinner in der Quirinusstadt 2004, musste nach seinem Sturz bei der Tour de France absagen. Der Sympathieträger hatte sich dabei eine Rippe gebrochen, ließ aber ausrichten, er sei 2011 wieder am Start.
Ob die dann zehnte Auflage des Abendrennens jedoch tatsächlich stattfindet, ist zum jetzigen Zeitpunkt ungewiss. "Dafür können wir keine Garantie abgeben", sagt Uwe Pommer, Geschäftsführer des Ausrichters Neusser Radfahrerverein. Dieses Jahr habe man trotz einiger Sponsoren-Absagen noch so gerade eben die Kurve gekriegt. "Ob das 2011 auch wieder in diesem Maße gelingt, kann keiner voraussagen. Wir haben mit zwei Geldgebern längerfristige Verträge, fangen ansonsten aber jedes Jahr bei Null an." Der Verein wolle das jetzige Niveau auf jeden Fall halten. "Gelingt das nicht, lassen wir es lieber ganz sein", so Pommer.
In das gleich Horn stößt der Vorsitzende Stephan Hilgers: "Wenn die Sponsorengelder knapp werden, ist eine Sportart, die von Dopingbetrügern in Verruf gebracht wurde, nicht gerade die erste Wahl. Das schmerzt, aber das müssen wir akzeptieren und unbeirrt daran arbeiten, unser Image wieder aufzupolieren."
Für die vielen fleißigen Helfer, die im Hintergrund zum Gelingen der Veranstaltung beitragen, wäre eine Absage schade. Auch bei den Fahrern genießt das Rennen einen hohen Stellenwert. "Ich bin auch nach der Tour de France noch heiß auf Radrennen", sagt etwa der Deutsche Meister Christian Knees.
Der gehört dem Team Milram an und ist nach dem Absprung des Sponsors genau so verunsichert wie sein Kollege Markus Fothen, der zudem für die Tour de France nicht nominiert war: "Ich habe noch kein neues Team und weiß auch nicht genau, wie es weitergehen soll", sagt der zweifache Familienvater.