Ruhrtriennale: Auftritt Istanbuler Musik-Gruppe abgesagt

Bochum (dpa/lnw) - Zwei Tage vor dem geplanten Auftritt haben die Musiker des Istanbuler Hezarfen Ensembles ihr Konzert auf dem Kulturfestival Ruhrtriennale abgesagt. Über die Hintergründe wollten die Musiker „zeitnah“ auf ihrer Webseite informieren, teilte die Ruhrtriennale in Bochum mit.

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Das Festival sei selbst erst am Montag über die Absage informiert worden.

Der Auftritt der Gruppe sollte unter dem Titel „Music of Displacement“ („Musik der Vertreibung“) stehen. Bei dem Programm mit einer Mischung aus Musik, Texten und Bildern sollte es um das Schicksal von Menschen und Völkern an den Grenzen der Türkei, die aufgrund von Krieg und Umsiedlungen vertrieben wurden, gehen.

Im Programmtext der Ruhrtriennale zum Auftritt ist unter anderem von „den Umsiedlungen von Armeniern, Griechen und Türken zwischen 1915 und 1923 aufgrund der Folgen des Ersten Weltkriegs und des türkischen Freiheitskampfes“ die Rede. Der Schriftsteller Dogan Akhanli hatte gegenüber der „Welt am Sonntag“ die Verwendung des Begriffs „Umsiedlung“ als Verharmlosung der planmäßigen und nationalistisch motivierten Vernichtung der Armenier im Osmanischen Reich kritisiert. Der Bundestag hatte im Juni 2016 die Massaker an den Armeniern fast einstimmig als Völkermord verurteilt.

Diskussionen hatte im Vorfeld der Ruhrtriennale bereits der Umgang mit der israelkritischen Pop-Band „Young Fathers“ ausgelöst. Sie steht der BDS-Bewegung nahe, die für einen Boykott Israels eintritt. Intendantin Stefanie Carp hatte die Gruppe erst ein-, dann aus- und zuletzt wieder eingeladen, als andere Künstler mit Absage drohten. Die Gruppe sagte dann von selbst ab. Die Ruhrtriennale dauert bis zum 23. September.