Ein Konzert im Zeichen der Improvisation
Titularorganist Wolfgang Seifen aus Berlin eröffnete den 5. Krefelder Orgelsommer in der Hülser Kirche St. Cyriakus.
„Die Kunst der Improvisation“ war das Motto des ersten Konzerts des 5. Krefelder Orgelsommers in St. Cyriakus in Hüls. Wolfgang Seifen ist Titularorganist an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin sowie Professor für Liturgisches Orgelspiel und für Improvisation an der Universität der Künste in Berlin. Und er widmete sein Orgelkonzert ganz der Improvisation.
Was ist Improvisation? Idee im Augenblick und unmittelbare Ausführung der Idee? Vorplanung einer Vorstellung vom Ablauf des Klanggeschehens und unmittelbare Einflechtung spontaner Klangideen? Woher kommen diese Klangideen? Gewiss aus der angesammelten Klangvorstellung vieler und ganz unterschiedlicher Klangwelten der Kompositionen in der Musikgeschichte.
Worauf bezieht sich dann Improvisation? Auf die spontane Interpretation einer Form, einer Klangidee, einer Ausdrucksabsicht, einer Erinnerung an innerlich abgespeicherte Kompositionen und Motive, auf die Klangmöglichkeiten des Instruments? Seifen bot in seinen drei Improvisations-Klangwelten unterschiedliche Klangräume eben der Improvisation. Expressiv, mächtig, virtuos, im Klang selbst mit heftiger Bewegung das Präludium, gefolgt von einer improvisatorischen Fuge mit einem Thema im Bachschen Stil, im Gegensatz zum klangmächtigen Präludium filigraner und durchsichtiger mit unterschiedlichen Klangregistern der Orgel.
Es folgte die „Suite Francaise“, eine Folge unterschiedlicher Stücke mit den Bezeichnungen „Fonds“, „Flutes“, Mixtures“, „Mutations“, „Anches“ und „Final“, jeweils unterbrochen von Meditationen. In diesem langen Improvisationswerk wechselten sich massive Akkordfolgen, virtuose Läufe durch alle Oktaven, Klangwolken und Motivfetzen, denen unmittelbar andere Teilchen musikalischer Erinnerungen folgten, irisierend schnelle Passagen mit sich überlappenden Akkordfolgen ab. Mal schien die Bewegung nur dunkel schleppend vorwärts zu kommen, mal war die Assoziation an Filmmusik übermächtig. Gegenläufige Bewegungen stoppten, schienen ans Ende zu kommen, um dann aber unmittelbar in veränderte Klangballungen zu münden. Es schien, als berührte die Improvisation Bilder, sollte Bilder in der Vorstellung der zahlreichen Zuhörer hervorrufen, doch fehlten die Konturen, war eine Idee einer Klangimprovisation oder eine eigene Interpretation einer Form, außer in der Fuge, nicht erhörbar.
Worauf bezieht sich „Medita-tion“, worüber reflektiere ich musikalisch? Hier schien es, als bliebe eine Frage offen. Zuletzt eine intensive Improvisation mit dem Titel „Poème Symphonique“, in ihrer Virtuosität durchaus beeindruckend. Wolfgang Seifen nutzte die Möglichkeiten dieser großen Orgel für seine Klanggebilde. Viel Beifall gaben die zahlreichen Zuhörer in der Kirche und bekamen eine Zugabe mit einer Improvisation über ein Volkslied.