Kunst ist nicht nur für Erwachsene da
Pädagoge Thomas Janzen führt Kinder in der schulfreien Zeit im Kaiser-Wilhelm-Museum spielerisch an Bilder und Plastiken heran.
Kunst mit allen Sinnen erfahren und dann selbst etwas ausprobieren — das museumspädagogische Programm im Kaiser-Wilhelm-Museum bietet dazu auch in den Ferien die Möglichkeit. „Riechen, Schmecken, Tasten, Sehen: Gewürzbilder, Filzplastiken und Watteobjekte von Dieter Roth, Piero Manzoni und anderen erleben“ heißt ein Workshop, der bereits für Fünfjährige geeignet ist. Das Besondere ist, dass die Kinder direkt vor Ort mit der Kunst in Berührung kommen. Dazu gibt es derzeit eine Sonderausstellung mit zentralen Werken des 20. Jahrhunderts aus der hauseigenen Sammlung im zweiten Obergeschoss.
Bilder von Wassily Kandinsky, Heinrich Campendonk oder Helmuth Macke veranschaulichen den vielseitigen Umgang mit der Farbe. Farbe kombiniert mit anderen Materialien zeigen zwei ultramarinblaue Schwammskulpturen von Yves Klein. Gewürzkästen von Dieter Roth zeigen duftende Farbschichten, und manchmal sind es ganz alltägliche oder sehr einfache Materialien, die zur Kunst werden („Arte povera“).
Die Aufgabe, junge Menschen auf spielerische Weise an die Kunst heranzuführen, übt Thomas Janzen mit Begeisterung aus. Seit 2001 ist der studierte Kunsthistoriker an den Kunstmuseen als Pädagoge tätig. Bereits während seines Studiums in Bochum merkte er, dass ihm nicht nur die Theorie, sondern vor allem die Gespräche über Kunst große Freude machen. So hat er schon früh begonnen, Museumsführungen anzubieten. Dabei erzählt er den Besuchern nicht nur etwas über die Kunst, sondern kommt gerne mit ihnen ins Gespräch.
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Seltene Berufe
Diese Form der Auseinandersetzung ist für Janzen ein sehr intensiver Beruf. Er betont: „Es ist herrlich, so etwas machen zu dürfen.“ An der Arbeit mit Kindern schätzt er die Unbefangenheit, mit der sie an ein Kunstwerk herangehen. „Sie stehen nicht unter dem Druck, etwas wissen zu müssen“, sagt er. Wenn sie sich nicht gerne verbal ausdrücken, kann man Kinder auch über haptische Reize etwas vermitteln. Über Fragen wie „Wie fühlt sich etwas an, wie riecht es?“ kann man Kinder neugierig machen und zu eigenen Wahrnehmungen anregen.
Die direkte Konfrontation mit einem Kunstwerk, die ja nur ein Museum bieten kann, führt dann zu der Möglichkeit, selbst etwas auszuprobieren. Seit der Sanierung des Kaiser-Wilhelm-Museums gibt es dafür einen Raum im Erdgeschoss mit Wasseranschluss. Der bietet viel Potenzial.
Nach Jahren des Improvisierens ist Janzen über diesen Raum sehr froh. Er hätte ihn sich nur größer gewünscht. „Wenn zwei Schulklassen parallel kommen wollen, wird es eng“, erklärt er. Schüler aus Krefeld und Umgebung würden regelmäßig ins Museum kommen, mit zwei Schulen gebe es enge Kontakte durch Schulpatenschaften. Ein Projekt, das noch weiter ausgebaut werden soll.
Ein weiterer Gewinn für die Pädagogik ist das Studio 2 im ersten Obergeschoss. In diesem Raum, der immer parallel zu einer Sonderausstellung neu gestaltet wird, können neben Kindern auch Erwachsene ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Passend zu der Design-Ausstellung Domeau & Pérès kann man selbst Sitzmöbel entwickeln. Vier Stationen zeichnen die dazu wesentlichen Schritte nach. Von der Überlegung, welche Eigenschaften das Möbel haben soll — soll der Sessel bequem weich oder schwer sein? —, geht es über eine Recherche zu Material und Farbe an eigenen Skizzen.
Dafür steht ein Schreibtisch mit Material bereit. Schließlich kann man mit Holzstäben einen Prototyp erstellen. Das Konzept des Studios 2 liegt in den Händen von Janzen, die Ausführung ist in diesem Fall von Studenten der Hochschule Niederrhein gemacht worden. Ein weiterer Workshop für Kinder ist ebenfalls dem Design gewidmet.
Angeregt von der derzeitigen Ausstellung über den berühmtem Gestalter Peter Behrens können die Kinder das „Unternehmen ihrer Träume“ vom Firmenlogo bis hin zum Endprodukt gestalten.