Naturschutz Sauergras zum Schutz der Umwelt

Elberfeld-West · Das Neubaugebiet an der Kirchhofstraße soll insektengerecht werden – große Teile der Fläche sind versiegelt.

Karin Ricono, Karolina Kuhnhenn, Linda Arendt, Michael Gehrke, Kordula Pfaller und Andrea Wild (v.l.) waren beim Ortstermin an der Kirchhofstraße zum Thema Insektenschutz.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Dort, wo jetzt in der Kirchhofstraße eine ganze Neubausiedlung entstanden ist, war eigentlich ein  Friedhofserwartungsgebiet geplant. Doch hat sich die Bestattungskultur weiterhin in Richtung Urnenbegräbnisse gewandelt, wie Carolin Schlesiger, zuständig für die bereits bestehenden beiden Friedhöfe in der Kirchhofstraße, bestätigte.  Weil diese Fläche also nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck verwendet werden musste, war das der evangelischen Kirche gehörende Gebiet lange ungenutzt geblieben. Es entstand eine Brachfläche, die von Vögeln und Insekten genutzt wurde.

Ortstermin mit dem
Ressort Grünflächen

Übrig geblieben sind noch einige Grünflächen, während große Teile des Areals inzwischen durch Bebauungsmaßnahmen versiegelt wurden. Ein Grund für die dortigen Kommunalpolitiker, zumindest die wenigen Restflächen für den Insektenschutz zu retten. Aus diesem Grund hatte die neue Bezirksbürgermeisterin Gabriele Mahnert vom Bündnis 90/Die Grünen am Donnerstagnachmittag  zu einem Treffen am Fuße der Treppe zum Neubaugebiet eingeladen, an  dem Michael Gehrke vom Ressort Grünflächen und Karin Ricono  und Andrea Wild vom Ressort Umweltschutz als Experten  teilnahmen und zum Thema „Insektenfreundliche Pflanzungen auf öffentlichen Grünflächen“ Stellung nehmen konnten.

Wildblumenflächen, um die biologische Vielfalt zu erhalten, ein vielfach gehegter Wunsch, der jedoch gerade in diesem Teil von Wuppertal nicht so einfach zu erfüllen ist, wie Gehrke erklärte: „Hier fehlen die Strukturen für Blumenwiesen, aber wir haben einen Vertrag mit dem Erschließungsträger, der Firma Bonava aus Fürstenwalde,  im Rahmen dessen wir eine standortgerechte Samenmischung für den Bewuchs insektenfreundlicher Pflanzen vorgeben. Dafür verpflichten wir uns vertragsgemäß, das Gelände zu pflegen und beispielsweise zweimal im Jahr zu mähen. Das ist wichtig, weil dadurch die Gräser kurz gehalten werden und Blühpflanzen die Möglichkeit haben, sich zu entfalten“, so Gehrke. Er begründete das mit den geografischen Gegebenheiten, die hier vorwiegend „Sauergras“ zulassen würden. 

Andrea Wild (Ressort Umweltschutz) zeigte sich aus anderen Gründen  nicht so optimistisch, was zukünftiges Summen und Brummen rund um die Neubauten und neben dem Treppenaufgang zu den stattlichen weißen Eigenheimen angeht.

„Durch die Bebauung, die Straßen, Bürgersteige und Garagenzufahrten sind bereits rund 80 Prozent der Fläche versiegelt und für den Insektenschutz verloren“, erklärte die städtische Umweltschützerin, die es sich trotzdem zur Aufgabe gemacht  hat, Raum für Insekten in den Privatgärten rundum die neuen Häuser zu schaffen. Ein Ziel, das auch ihre Kollegin Karin Ricono verfolgt: „Ich möchte den Insektenschutz anstoßen und mit den Anwohnern hier ins Gespräch kommen“, erklärt Ricono, was ganz im Sinne von Kordula Pfaller, die die verhinderte Bezirksbürgermeisterin vertrat, sein dürfte. „Ich wünsche mir hier einen Spielplatz für Insekten und Vögel und hoffen, dass die verbliebenen öffentlichen Grünflächen im Neubaugebiet artgerecht für Vögel und Insekten renaturiert würden. Dazu hoffen wir, dass ein naturnahes Pflegekonzept für den Jahresverlauf entwickelt wird “, war ihr Credo und das der Mitglieder in der BV.

Anwohner sollen bei der
Bepflanzung aktiv mitwirken

Die Idee, das derzeit durch die Bautätigkeit stark gezeichnete Gelände einfach der Natur zu überlassen, fand nicht die Zustimmung von Michael Gehrke. „Das wird zwar in relativ kurzer Zeit wieder mit Büschen bewachsen sein, doch weil es dann auch verwildert  aussieht, werden solche Flächen oft zur Müllablagerung missbraucht“, gab Gehrke zu bedenken.

Die Anwohner und Eigenheimbesitzer des Neubaugebietes sollen für Natur- und Insektenschutz begeistert werden. Bei Deniz Ulsoy  gelang dies auf Anhieb: „Da mache ich gern mit“, versicherte der Eigentümer von rund 250 Quadratmetern unbebautem Grund, auf dem es im nächsten Jahr  möglichst blühen soll.