Kriminalität im Kreis Viersen Tipps zum Vorgehen bei Betrugsversuchen
Service | Kreis Viersen · Schockanrufe, Online-Datenklau, Taschendiebe: Wie sich Senioren vor Betrügern schützen können, erfuhren 290 von ihnen bei der Auftaktveranstaltung „Klüger gegen Betrüger“ von Polizei und Sparkasse Krefeld.
„Haben Sie auch schon einmal eine WhatsApp-Mitteilung bekommen, in der Ihr vermeintliches Kind eine neue Telefonnummer mitgeteilt hat?“ Als Britta Färvers, Kriminalkommissarin der Viersener Kriminalprävention, im Bürgerhaus Dülken diese Frage stellt, melden sich viele der 290 Senioren im Publikum.
Sie wollten sich bei der neuen Veranstaltungsreihe „Klüger gegen Betrüger“ informieren, wie sie sich vor Betrügern am Telefon, an Handy und PC sowie an der Haustür schützen können. Zum ersten Mal hatten die Sparkasse Krefeld und die Polizei im Kreis Viersen dazu eingeladen. Beide Partner planen weitere Termine, so auch am Dienstag, 9. Juli, im Forum Corneliusfeld in St. Tönis.
So manipulieren die Betrüger
Britta Färvers beschreibt das Muster: Die Täter erschleichen sich das Vertrauen, etwa durch seriöse Kleidung und höfliches Auftreten. Sie bitten um ein Glas Wasser, die WC-Nutzung oder einen Anruf, beuten die Hilfsbereitschaft aus und setzen massiv unter Druck. Bekanntestes Beispiel: Schockanrufe, in denen einem Familienmitglied in Not nur sofort Geld helfen kann. Die Anrufer geben sich entweder als Kind in Not aus, als Polizeibeamte oder Staatsanwälte. Damit versetzen sie ihren Opfern einen Schock.
.... und so reagieren Sie am Telefon richtig
Ignorieren Sie Telefonnummern wie die 110 im Display. Lassen Sie sich im Zweifel vom Anrufer den Namen nennen und rufen Sie selbst die Polizei an. Geben Sie Unbekannten keine Auskünfte über Ihr Vermögen oder Bank-Daten. Wird dies verlangt, legen Sie sofort auf. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, ziehen Sie im Zweifel eine Vertrauensperson hinzu. Über einen Anrufbeantworter ist man für Unbekannte nicht erreichbar: „Betrüger rufen nicht nochmal an“, so Britta Färvers.
Niemals!
Niemals sollte man Fremden Geld oder Wertsachen übergeben; auch dann nicht, wenn sie sich als Boten oder Mitarbeiter von Polizei, Staatsanwalt, Gericht oder Geldinstituten ausgeben. „In Deutschland müssen Sie niemals eine Kaution nach einem Unfall zahlen oder für eine lebensnotwendige Behandlung in Vorleistung treten“, betont die Polizistin.
Vorsicht mit sensiblen Daten
Sebastian Ditges, Bereichsleiter medialer Service bei der Sparkasse Krefeld, warnt vor Betrügern. „PIN und TAN sind Ihr Geheimnis“, appellierte er. Diese sollten niemals mitgeteilt werden. Weder ein Geldinstitut noch Behörden würden diese sensiblen Daten jemals am Telefon oder per E-Mail abfragen, machen Ditges und Färvers deutlich.
Sichere Websites erkennen
Online-Banking sei solange sicher, bis jemand die Zugangsdaten herausgebe. Diese sollte man für sich behalten – genauso wie den Haustürschlüssel. Oft werde über vermeintliche Bank- oder Firmen-Websites Datenklau betrieben, so Ditges. „Ein Hinweis auf eine seriöse Seite: Ein Schloss oder ,https‘ in der Adresse“, sagte er.
Achtung, Taschendiebe!
Färvers gibt auch Ratschläge zum Schutz vor Taschendieben. Wichtig, denn im Kreis Viersen gab es 2023 mit 230 Taschendiebstählen fast 23 Prozent mehr solcher Taten als im Jahr zuvor (187). „Taschendiebe nutzen Leichtsinn aus. Machen Sie es Ihnen so schwer wie möglich“, rät die Expertin.
Was gegen Taschendiebe hilft
Ihre Tipps: Weder Bargeld noch Bank- oder Kreditkarten leicht erreichbar in der Handtasche oder bei Männern in der hinteren Hosentasche tragen. Brustbeutel oder Gürtel verwenden, die nah am Körper getragen werden. Oder kleine Taschen, die unter einen Mantel passen. Wer am Wochenmarkt mal eben Handtasche oder Geldbörse offen auf dem Rollator oder am Rad liegen lasse, könne ebenso rasch zum Opfer werden wie alle, die Wertsachen im geparkten Wagen, etwa am Friedhof, zurücklassen.
Und wenn man betrogen wurde?
„Keine Scham“, sagt Britta Färvers. Besser als Schweigen sei, sich an die Polizei zu wenden und eine Anzeige zu erstatten (Ruf 110 oder 02162 3770 im Kreis Viersen). Bankkarten sollte man sofort über die zentrale Nummer 116 116 sperren und die Polizei informieren, damit die Karte auch für das Lastschriftverfahren gesperrt wird.