Das Bauwerk im Hafen wird zukunftstauglich gemacht. Über aufwändige Arbeiten im laufenden Betrieb So läuft die Sanierung der alten Drehbrücke im Hafen

Krefeld · Das Bauwerk im Hafen wird zukunftstauglich gemacht. Die Brücke ist der direkte Weg zum Hafenkopf und zum Terminal.

Der erste Schritt der Restaurierung der historischen Drehbrücke im Hafen Krefeld ist geschafft.

Foto: abi/Andreas Bischof

Die schweren Laster donnern schon wieder im Minutentakt über die Drehbrücke am Rheinhafen hin zu den Containern. Für Hafenleiter Ralf Schopp ist das ein gutes Zeichen: Der erste Schritt der Sanierung der 1905 errichteten Brücke ist geschafft. Für mehrere Wochen war das wichtige Nadelöhr der Hafen-Logistik komplett gesperrt. Die Fahrbahn musste erneuert werden. Spurrillen und Schäden an der Fahrbahndecke waren zum Problem geworden. „Die Teerschichten sind runter gekommen“, sagt Schopp. Anschließend habe die Brücke einen neuen Belag bekommen. Zudem haben Arbeiter neue Leitplanken auf der Brücke montiert. Silber glänzen sie in der Sonne.

Abgeschlossen ist die gesamte Sanierung damit noch nicht. Bis ins Frühjahr des kommenden Jahres werden weitere Arbeiten folgen. Etwa 550 000 Euro waren ursprünglich für das gesamte Projekt veranschlagt. Teils sollen die Kosten durch Fördergeld gedeckt werden. Wie teuer es letztlich genau wird, ist noch unklar – noch läuft die Ausschreibung von Gewerken. Doch schon nach dem ersten Arbeitsschritt scheint sicher, dass es teurer wird als avisiert. Das liegt an den Unwägbarkeiten bei der Restaurierung eines alten Bauwerks. Man wisse nie, was einem unter dem außen Sichtbaren erwartet, sagt Schopp.

Neue Eichenbohlen
auf dem Boden

Das gilt auch für den nächsten Abschnitt der Sanierung. Dazu gehören unter anderem die beiden Fußgängerüberwege an den Seiten der Brücke. Einer ist momentan sogar mit weiß-roter Absperrung geschlossen. Dort braucht es neue Eichenbohlen auf dem Boden. Zudem wird die gesamte Stahlkonstruktion von Rost befreit und aufgefrischt. Alle Elemente müssen gesandstrahlt und in Abstimmung mit der Denkmalbehörde neu gestrichen werden.

Die Herausforderung: Alles soll im laufenden Betrieb passieren. Lkw sollen also weiter über die Brücke fahren. Und wenn Schiffe in den Hafen kommen, soll die Brücke bei Bedarf weiterhin gedreht werden. Das kann für Unterbrechungen der Bauarbeiten sorgen. „Aber die Funktionalität des Hafens hat Vorrang“, sagt Schopp. Das bedeutet auch: Je öfter die Brücke gedreht werden muss, desto mehr beeinträchtigt das die Arbeiten. Gerade Hochwasser kann in Herbst und Winter für so eine Situation sorgen. Denn dann ragen auch Binnenschiffe, die sonst unter der Brücke durchfahren können, zu hoch – und die Brücke muss häufiger gedreht werden. Auch bei niedrigen Pegelständen besteht Öffnungsbedarf für besonders hohe Schiffe und Ladungen. Dies sind beispielsweise Gastanker.

Denkbar ist, die Brücke
in Zukunft digital zu drehen

Zudem müssen die Bauarbeiter aufpassen, dass die Brücke beim Drehen mit Baugerüst nicht beschädigt wird. Damit sie nicht in eine Richtung verzieht, wird auf der gegenüberliegenden Seite des Gerüsts ein Kontergewicht angebracht. Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, ist es für Schopp denkbar, die alte Brücke noch zu digitalisieren. Bislang braucht es Hafen-Mitarbeiter an der Brücke, um sie zu drehen. Soll sie für Schiffe geöffnet werden, werden die beiden Zufahrtsrampen gesperrt. Mit Hebe- und Drehtechnik wird die Brücke dann zuerst hydraulisch angehoben um etwa zehn Zentimeter.

Anschließend wird sie elektrisch parallel zum Ufer gedreht, um Ein- und Ausfahrt für den Schiffsverkehr zu ermöglichen. Die Schließung erfolgt danach wieder manuell, wobei die Mitarbeiter ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl benötigen, um die Brücke exakt an den Verriegelungspunkten zu stoppen. Das ist aufwändig und teuer. Schopps Wunsch ist daher, dass der Hafenmeister die Signale künftig aus seinem Büro heraus schalten kann – und niemand zur Brücke muss.