Ab fünf Jahren So sind die Corona-Impfungen von Kindern in NRW gestartet

Köln/Plettenberg · In ersten Arztpraxen in Nordrhein-Westfalen hat die Impfung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren gegen Corona begonnen. Die meisten Praxen erhalten das spezielle Vakzin aber erst in einigen Tagen. Ein mobiles Impfangebot vor Grundschulen lehnen die Kinderärzte ab.

Foto: dpa/Jan Woitas

Erste Kinderarztpraxen in Nordrhein-Westfalen haben am Montag mit der Impfung gegen das Coronavirus von Fünf- bis Elfjährigen begonnen. Zu den Ersten gehörte Kinderarzt Michael Achenbach aus Plettenberg im Sauerland, der am Nachmittag mit der Impfung von Jungen und Mädchen in dieser Altersgruppe startete. Es waren Kinder mit Herzproblemen, Asthma, Diabetes oder mit Behinderungen. Deren Eltern hätten sich vorab gut informiert, sagte der Mediziner der Deutschen Presse-Agentur. Zudem hätten sich bereits viele auf eine Warteliste setzen lassen.

Die Ständige Impfkommission hatte eine Impfung von Kindern von fünf bis elf Jahren empfohlen, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben. Außerdem können Eltern nach individueller Aufklärung auch ihre gesunden Kinder impfen lassen. Es handelt sich noch nicht um eine finale Stiko-Entscheidung.

Achenbach, der auch Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BKJD) in Westfalen-Lippe ist, rechnete zunächst mit einem etwas holprigen Start in NRW. Erst müssten die Impfstoff-Lieferungen alle erreichen, außerdem werde es in den Praxen rund um die Weihnachtstage eingeschränkte Kapazitäten geben. Die Vorsitzende des BKJD Nordrhein, Christiane Thiele, sprach am Montag von einem Impfstart nur „ganz vereinzelt in ersten Praxen“. Lieferungen würden überwiegend nicht vor Mittwoch erwartet.

Achenbach schilderte, er gehe nach einer „gewissen Priorisierung“ nach medizinischen Aspekten vor. Er werde Eltern grundsätzlich weder drängen noch abweisen. „Wenn Eltern seit Monaten in Angst um ihre Kinder leben, sie isoliert haben und einen psychischen und sozialen Vorteil in der Impfung sehen, ist das sehr verständlich. Ich habe noch nie so viele Kinder mit psychischen Problemen gesehen wie in den Zeiten des Lockdown.“ Letztlich müsse die Entscheidung nach Beratung und Abwägung „aus der Familie“ kommen.

Seit der Stiko-Einschätzung vom vergangenen Donnerstag werden die Kinderärzte mit Anfragen überhäuft, wie der Sprecher des BKJD Nordrhein, Axel Gerschlauer, gesagt hatte. „Es gibt einen Ansturm auf Beratung.“ Thiele berichtete, sie habe in ihrer Praxis bereits rund 100 Patienten auf einer Impfwarteliste. Im neuen Jahr werde auch der Beratungsbedarf voraussichtlich noch stark steigen, ergänzte Achenbach.

Laut Apothekerverband Nordrhein soll das Kindervakzin ab Montag nun nach und nach landesweit weiterverteilt werden. Die meisten Kinderärzte beginnen am Ende dieser oder in der kommenden Woche mit der Immunisierung von Jungen und Mädchen ab fünf Jahren. In den Impfstellen der Kommunen und Kreise soll es von Freitag an Angebote geben.

Für Fünf- bis Elfjährige wird ein niedriger dosiertes und anders abgefülltes Präparat im Vergleich zum herkömmlichen Biontech/Pfizer-Impfstoff verwendet. Von dem mRNA-Vakzin sollen laut Stiko zwei Dosen im Abstand von drei bis sechs Wochen gegeben werden. Für noch jüngere Kinder gibt es bisher keinen zugelassenen Impfstoff.

Zu der Debatte um ein mobiles Impfangebot auch etwa an Grundschulen zeigten sich die Kinderärzte ablehnend. Laut „Rheinischer Post“ (Montagausgabe) wird ein solches Angebot aus der SPD-Landtagsfraktion oder dem NRW-Lehrerverband heraus befürwortet.

Medizinerin Thiele betonte: „Es geht um sehr junge Kinder im Kita- und Grundschulalter, die oft Angst vor einer Spritze haben und bei den Eltern auf dem Schoß sitzen.“ Es bestehe hier auch ein erhöhter Aufklärungsbedarf. Zudem sei es wichtig, dass der Impfende das Kind gut kenne. Aus Sicht der Kinderärzte sei es auch für die Gruppe der Fünf- bis Elfjährigen keineswegs ratsam, Kita und Schule als sichere Orte des Spielens und des Lernens einerseits und das Impfen per Spitze beim Arzt andererseits zu vermischen.

(dpa)