Abfall in der Innenstadt Solinger ärgern sich über Müllberg
Solingen · Schandfleck über Weihnachten: Unrat lag eine Woche lang in der Innenstadt.
Tagelang verschandelte ein Müllberg den Alten Markt in der Innenstadt. Das machte vor allem die Händler rund um den belebten Platz fassungslos. „Wie sieht das denn aus? Und ausgerechnet über Weihnachten“, sagt Heike Gusek, Inhaberin von „House of Jeans“. Gemeinsam mit ihrem Mann Gert arbeitet sie in dem Modeladen und wohnt auch in dem Gebäude – seit vorigen Donnerstag und eine gute Woche lang mit Blick auf zwei Sofas, umgeben von diversem Müll.
Am Donnerstag, 28. Dezember, rückte dann gegen Mittag ein Trupp der Technischen Betriebe Solingen (TBS) an und beseitigte den Müll.
Händler befürchten:
„Müll zieht immer mehr Müll an“
Was Heike und Gert Gusek sowie viele Anwohner und Geschäftsleute stört: Dass es so lange gedauert hat.
Am Freitag der Vorwoche sei schließlich bereits Sperrmüll in direkter Nähe am Fronhof abgeholt worden, mehrfach waren Trupps der TBS auf dem Alten Markt, um zum Beispiel die Mülleimer zu leeren. „Offenbar funktioniert da die Kommunikation nicht gut. Sonst hätte ja mal jemand Bescheid sagen oder sich kümmern können“, betont Gert Gusek. Mehrere Anwohner und Geschäftsleute berichten übereinstimmend, dass zumindest ein TBS-Trupp den Müllberg in Augenschein genommen hat. Beseitigt wurde er aber eben erst gut eine Woche nach dem Ablagern.
Die TBS bestätigen den zeitlichen Ablauf weitgehend. Am Donnerstag, 21. Dezember, gab es demnach bereits die erste Meldung über den Mängelmelder bezüglich einer vermeintlichen „Wilden Kippe“ auf dem Alten Markt. „Nach einer internen Recherche stellte sich jedoch heraus, dass es sich um einen offiziell angemeldeten Sperrmülltermin handelte“, erklären die TBS schriftlich.
Es bestehe aus Sicht der TBS die Notwendigkeit, zwischen den Begrifflichkeiten „Wilde Kippe“ und „Sperrmüll“ zu differenzieren, da nicht immer sofort auf den ersten Blick erkennbar sei, ob eine Ablagerung illegal oder „angemeldet“, sprich legitim, erfolgte.
Im vorliegenden Fall auf dem Alten Markt handelte es sich um einen regulären Sperrmülltermin, worum sich der Teilbetrieb Abfallwirtschaft kümmert, so die TBS weiter. Die Antragstellerin sei noch am 21. Dezember darüber informiert worden, dass ihr angemeldetes Sperrgut nicht den Richtlinien entspreche und daher nicht entsorgt werde. Die Liste der akzeptierten Abfälle für Sperrmüll ist online einsehbar. Eine „Wilde Kippe“ dagegen beziehe sich auf illegal abgelagerten Müll, der oft in versteckten Bereichen wie Wäldern und abgelegenen Wegen zu finden ist. Für die schnelle Entsorgung sei der Teilbetrieb Stadtgrün und Stadtbildpflege bei den TBS zuständig. Die Antragstellerin sei aufgefordert worden, die Ungereimtheiten zu beheben.
Am 28. Dezember führten die TBS dann dennoch die Abholung und Entsorgung durch. Auch der kommunale Ordnungsdienst und die Polizei hatten die TBS über den vorhandenen Müll auf dem Alten Markt informiert – offenbar aber nur die nicht für Sperrgut zuständige Abteilung Stadtgrün und Stadtbildpflege.
Das größte Problem aus Sicht der Händler, neben der Optik: „Müll zieht ja mehr Müll an“, betont Heike Gusek. So habe sie immer wieder Menschen beobachtet, die noch etwas dazugelegt hätten. Tauben pickten bereits im Müll herum und verteilten ihn. „Das muss schnell weg, damit nicht noch die Ratten kommen“, sagte Heike Gusek noch am Mittwoch.
Auch Detlef Ammann, Inhaber von Mode Partner nahe dem Alten Markt und Vorsitzender des Werbe- und Interessenrings (W.I.R.), findet es „eine Katastrophe, wie es aussieht“. Noch am Freitag vor Weihnachten habe er die Stadt telefonisch informiert. An Heiligabend sei zusätzlich noch einmal der Mängelmelder bemüht worden – kurz vor dem Gottesdienst via E-Mail aus der Kirche. „Gerade unsere Innenstadt kann so einen Anblick nicht gebrauchen“, betont Ammann.
Evelyn von den Driesch, Verkäuferin im unmittelbar angrenzenden Weinhaus Idelberger, hat „so einen Müllberg noch nicht gesehen“. Besonders bei der Geschäftsöffnung am Mittwoch nach Weihnachten hatte sie sich gewundert, dass der Müllberg immer noch da war.
„Wir halten die Umgebung ja sauber. Wir fegen immer ordentlich vor der Tür.“ Diese Mühen nutzten aber wenig, wenn derart viel Müll mehrere Tage einfach auf dem Platz liegen bleibe.