Lungenkrankheit Sorgen wegen Coronavirus - Stornos und Absagen in NRW
Düsseldorf/Duisburg · Aus Angst vor dem Coronavirus werden in NRW zahlreiche Chinareisen und Begegnungen abgesagt. Das wirkt sich nicht nur kulturell aus: China ist längst ein milliardenschwerer Handelspartner für NRW.
Schul- und Hochschulbegegnungen, Stadtfeste und Geschäftsreisen - wegen des erstmals auch in Deutschland bestätigten Coronavirus sind in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Chinareisen und Veranstaltungen abgesagt worden. Manche Organisatoren beobachten die Situation noch mit Sorge und denken über eine Stornierung nach, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag ergab.
So wird es in Duisburg in diesem Jahr aus Solidarität kein chinesisches Frühlingsfest geben. Duisburg ist Partnerstadt von Wuhan, wo die neue Lungenkrankheit grassiert. Vorsichtshalber haben zwei Duisburger Grundschulen Besuche chinesischer Schülergruppen aus der chinesischen Millionenstadt verschoben, die eigentlich im Frühjahr kommen wollten. Das Essener Burggymnasium will in den nächsten Tagen über eine für Ostern geplante Schülerreise nach Schanghai entscheiden.
Feiern in Düsseldorf und Bonn abgesagt
Auch in Düsseldorf und Bonn wurden von den örtlichen Konfuzius-Instituten Feiern abgesagt. Dabei spielten die Sorgen von Chinesen um ihre Angehörigen in ihrem Heimatland und ein mögliches Ansteckungsrisiko eine Rolle, hieß es.
„Thyssenkrupp empfiehlt allen Beschäftigten dringend, zur Sicherheit bis auf weiteres alle Reisen von und nach China zu unterlassen, die nicht unbedingt erforderlich sind“, erklärte ein Sprecher des Technologiekonzerns. Thyssenkrupp beschäftigt in China rund 17 500 Menschen, davon etwa 350 in einem Unternehmen der Aufzugssparte in der abgeriegelten Metropole Wuhan.
Uni in Aachen: Auf Reisen nach China verzichten
Ähnlich die RWTH Aachen: Sie rät ihren Studenten und Wissenschaftlern, derzeit auf Reisen nach China zu verzichten. Von den insgesamt 45 000 Studenten an der RWTH seien derzeit 90 in China, über 2600 chinesische Studenten seien in Aachen. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) bot rund 80 über den Dienst geförderten Stipendiaten in China die Ausreise an, sagte Sprecher Michael Flacke. „Wir haben gesagt, wenn ihr Euch unsicher fühlt mit der Lage, reist aus. Wir übernehmen das.“
Wegfallende oder verschobene China-Kontakte wirken sich nicht nur kulturell aus - das Land ist für NRW längst zu einem zentralen Handelspartner geworden. Bei den Einfuhren Nordrhein-Westfalens (2018) liegt China nach Angaben des Statistischen Landesamtes mit mehr als 28 Milliarden Euro auf Platz zwei, bei den Ausfuhren mit gut 11 Milliarden Euro immerhin auf Platz fünf. Regelmäßig verkehren Güterzüge über eine „neue Seidenstraße“ genannte Verbindung zwischen Duisburg und chinesischen Metropolen, unter anderem Wuhan. Zudem leben immer mehr Chinesen mit Hauptwohnsitz in NRW - von 19 500 im Jahr 2009 wuchs ihre Zahl auf 35 400 Ende 2018.
Stornierungen in Reisebüros
Unmittelbare Folgen für das Geschäft spüren aber Handel und Tourismus: Von vielen Stornierungen chinesischer Deutschlandreisen sprach das Düsseldorfer Reisebüro JAXIN Marketing & Trading. Der Effekt dürfte mindestens ein halbes Jahr andauern, lautete eine erste Einschätzung.
Das sind Absagen, die wehtun: Allein in Düsseldorf geben chinesische Gäste nach Angaben der städtischen Tourismusgesellschaft 888 Euro pro Einkauf aus - überwiegend für Mode, Schmuck und Uhren. Fast 90 000 Übernachtungen chinesischer Gäste hatten Düsseldorfer Hotels 2017 verzeichnet. Bei der Kölner Süßwarenmesse fehlt in diesem Jahr ein fest eingeplanter Aussteller aus Wuhan mit seinen Süßigkeiten. „Der darf dann stattdessen im nächsten Jahr kommen“, versprach Messechef Gerald Böse am Dienstag.