60 Minuten (1): Ein Schwätzchen zwischen Blaubeeren und Blattsalat

Händler und Stammkunden treffen sich freitags auf dem Wochenmarkt — zum Einkaufen in familiärer Atmosphäre.

Foto: Stefan Fries

Niedersprockhövel. 2 Uhr in der Nacht ist es, wenn Philipp Schnickel den Motor anlässt und von Hagen nach Dortmund zum Großmarkt fährt. „Da warte ich dann, dass angeliefert wird.“ Er sucht Obst und Gemüse aus und fährt nach Sprockhövel zum Wochenmarkt. Eine Stunde Zeit zum Aufbauen, dann ist es 8 Uhr — es kann losgehen. Rechts steht der Imker, gegenüber der Fischwagen, weiter durch die Stände mit Kartoffeln, Blumen, der Bäcker, der Hofladen mit Eiern, Nudeln und Schlehenwein. Später am Morgen kommt der Stand mit den Reibekuchen dazu.

Das Ehepaar Schickhaus beginnt seinen Rundgang beim Obst. „Orangen zum Pressen, bitte.“ Während Schnickel die Orangen abwiegt, erzählt Helga Schickhaus: „Wir sind jeden Freitag hier. Weil alles frisch ist. Man trifft Menschen, die man kennt. Richtig familiär ist es.“ Ihr Blick fällt auf die Elstar-Äpfel, die müssen auch mit. Andere Marktbesucher bleiben auf einen Schwatz stehen. Schließlich geht es weiter zu den Eiern. Schnickel: „Die meisten sind Stammkunden, die kommen regelmäßig. Die wissen, wenn sie aus dem Haus gehen, was sie haben wollen. Was wir hier kaum haben, ist Laufkundschaft.“

Gerade bei Obst und Gemüse ist es wichtig, abzuschätzen, was und wie viel man als Händler mitbringen sollte — in diese Kunst ist Schnickel hineingewachsen. „Ich habe das von meinem Vater übernommen. Der macht das seit 60 Jahren. Als Kind war ich immer schon mit dabei. Mit fünf Jahren habe ich die Kartons sortiert.“ Wieder mitnehmen möchte er von der Wahre wenig: „Ich gucke, dass mittags die Bretter leer sind.“ Um 13 Uhr schließt der Markt. „Dann kommt der Vater und hilft einpacken. Soll er nicht, lässt er sich aber nicht nehmen.“

„Haben Sie Blaubeeren?“ fragt eine Frau. Schnickel hat und reicht das Körbchen herüber. Drei Märkte beschickt Familie Schnickel, neben Sprockhövel Herdecke und Oberbarmen. „Eine Besonderheit hier ist: Viele kaufen an allen Ständen. Das ist auf den anderen Märkten nicht so.“ Besonders gut geht Salat: „Ich denke, das liegt am Wochentag, am Freitag. Salat passt zu Fisch. Darum haben wir hier auch ausgefallene Salate.“ Schnickel guckt zu dem knackigen Feldsalat hinüber: „Sowas kriegen sie jetzt nicht überall.“

Auch Claudia Dastich geht regelmäßig auf den Markt. „Hier sind die Sachen frisch, gute Qualität, die Preise sind okay, es gibt keine Wartezeiten.“ Bohnen, Kohlrabi, Kirschen, Tomaten wandern in die Körbe und Taschen der Kunden. Immer wieder entwickeln sich kleine Gespräche, an den anderen Ständen ist das genauso. Und nicht nur einmal kann ist zu hören: „Bis nächste Woche!“