Aktion „Waffeln statt Waffen“ brachte bereits 160 000 Euro ein
Seit 20 Jahren wird in Hiddinghausen für den guten Zweck gebacken. Das Friedensdorf Oberhausen profitiert davon.
Sprockhövel. Wenn keiner handelt, passiert nichts. Vor 20 Jahren alarmierte Pfarrer Manfred Hafer mit diesem fast banal klingenden Gedanken seinen Gemeindebezirk Hiddinghausen. Anlass waren der Golfkrieg von 1990/91 und eine gewisse Resignation: Mit Mahnwachen lassen sich keine Panzer stoppen. Auch bildete sich niemand ein, dass die Weltpolitik auf die Meinung einer kleinen Gemeinde in Sprockhövel hören würde.
Aber es würde wenigstens möglich sein, mit Geld den Kriegsopfern zu helfen. Die Gemeinde machte mobil und kramte die Waffeleisen hervor, denn man hatte sich in den Kopf gesetzt, „Waffeln statt Waffen“ unter die Leute zu bringen.
Elfriede Kickuth und Ruth Rau waren 62 Jahre alt, als sie, die Frauen der ersten Stunde, zum Eisen griffen. Das Engagement hat die beiden ehrenamtlichen Helferinnen jung gehalten. Sie stehen immer noch Schlange, wenn im Dietrich-Bonhoeffer-Haus die Nachfolgegeneration Waffeln backt. Gezählt haben die beiden rüstigen Damen nicht, was sie in all den Jahren vom Eisen gezogen und aufgestapelt haben, aber ihr Anteil am Gesamterlös von mehr als 160 000 Euro ist gewiss beträchtlich.
Heute wie damals wird an rund 40 Wochenenden im Jahr gebacken. Mittlerweile wurden etwa 40 000 Gäste versorgt und 10 000 Stunden als Waffelbäcker verbracht, woran Parteien ebenso Anteil hatten wie Vereine. Zum Dank gibt es am Freitag eine Feier für die vielen Helfer (siehe Infokasten).
Als Initiator hatte Manfred Hafer stets im Blick, dass das Geld einer wirklich förderlichen Organisation zufließt. Schon 1991 schien ihm das Oberhausener Friedensdorf in der Hinsicht besonders geeignet. „Mir ist es wichtig, dass die Kinder, die im Friedensdorf Aufnahme finden, nach der Versorgung wieder in ihre Heimat zurückkehren und nicht ihrem Elternhaus entrissen werden“, sagt Hafer, der eifrig hilft, wenn der Teig angerührt wird. Er betont: „Auch kleine Beträge helfen dem Friedensdorf.“
Schwierig sei es immer, die Besucherzahl vorab einzuschätzen. „In Krisenzeiten kamen mehr Leute“, erinnert sich Hafer. Gerade im vergangenen Jahr sei die Zahl allerdings zurück gegangen. „Deshalb gehen wir jetzt zum Geburtstag noch einmal an die Öffentlichkeit, um zu werben.“
Viele Mitstreiter, die seit den ersten Tagen dabei seien wie Ruth Rau und Elfriede Kickuth, gebe es nicht mehr. „Das ist natürlich die Gefahr, wenn eine Aktion so lange läuft. Das kenne ich auch aus anderen Bereichen in der Gemeinde.“ Deshalb will er gerne neue Waffelbäcker anwerben. Wer Infos braucht, sollte am Sonntag, 15 Uhr, einfach ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus kommen. Dann sind die Eltern der Krabbelgruppe am Waffeleisen im Einsatz.