Gema-Forderung sorgt für Irritationen
Kindergärten sollen eine Pauschale für das Kopieren von Noten und Liedtexten zahlen.
Sprockhövel. Sie besitzt den Ruf, ein geldgieriger Vielfraß zu sein. Aber die Gema selbst macht keine Gewinne, sondern schüttet sämtliche Überschüsse an diejenigen aus, die als Urheber von Musik einen Vertrag mit der Verwertungsgesellschaft geschlossen haben. Gleichwohl können Gema-Gebühren eine schwere Belastung bedeuten. So empfindet das auch Sylvia vom Sondern, Leiterin der städtischen Musik-Kindertageseinrichtung am Gedulder Weg.
Bereits im Juni 2010 habe ihr die Gema ein Schreiben geschickt, in dem ihr eine Kopierpauschale angeboten worden sei. Bis zu 500 Kopien hätten demnach 56 Euro gekostet. Hintergrund ist die Tatsache, dass die Gema seit Januar 2011 für die Lizenzierung der Notenkopien für Kitas zuständig ist. Sie erfüllt diese Aufgabe im Auftrag einer anderen Verwertungsgesellschaft, der VG Musikedition. Vorsorglich wurden deshalb deutschlandweit 36 000 Kitas angeschrieben und auf die künftig geltenden Tarife hingewiesen.
Sie vermutet, es sei da ein Loch entdeckt worden, das noch Gewinne verspreche, sagt vom Sondern. Die Kita-Leiterin fühlt sich ausgenutzt und verweist darauf, dass Schulen von Zahlungen befreit seien. Genau genommen besteht ein Gesamtvertrag zwischen den verschiedenen Verwertungsgesellschaften und der Kultusministerkonferenz. Laut Gema sei solch ein Vertrag bei Kitas allerdings nicht möglich, da es verschiedene Träger gibt.
Vom Sondern möchte dennoch einen politischen Vorstoß wagen und anregen, dass Kitas zumindest einen erheblichen Nachlass erhalten. „Wir leisten einen kulturellen und erzieherischen Auftrag“, erklärt sie ihr Anliegen. „Es ist sicherlich nicht hilfreich, wenn wir diesen Auftrag mangels Geld nicht erfüllen können.“ Auch Evelyn Müller, Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales, hält die Gema-Forderung für „nicht nachvollziehbar“.
Dass für Aufführungen Gema-Gebühren zu entrichten sind, weiß vom Sondern seit langem. Eifrig erfüllt sie in dem Punkt ihre Pflicht, auch wenn die Finanzen in Zeiten des Haushaltssicherungskonzepts knapp werden. Es widerstrebe ihr, künftig Eintrittsgeld zu verlangen, vielleicht aber führe daran bald kein Weg mehr vorbei. Für Jochen Winter, Geschäftsführer der Awo Ennepe-Ruhr, die kreisweit 20 Kitas unterhält, ist die Regelung allerdings nicht eindeutig. „Was gilt denn überhaupt als Veranstaltung?“ Er findet Gebühren „nicht in Ordnung“. Das sei auch der Tenor bei den Regionaltreffen der Awo-Geschäftsführer.
Um Zahlungen für Kopien zu umgehen, schreibt Kita-Leiterin vom Sondern Liedtexte regelmäßig ab. Sie hofft, damit auf der sicheren Seite zu sein. Für ganz knifflige Fälle hat sie sich eine andere Maßnahme überlegt und Texte umgedichtet. Ein Sprockhöveler „Hänschen klein“ wird es zumindest aus diesem Grund dennoch nicht geben, denn die Gema-Forderungen betreffen nur das neuere Liedgut.