Altenwohnen: Chance vertan

Leitbild: Senioren- und Behindertenbeirat fordern eine geänderte Wohnungspolitik und kritisieren die Form der Sportplatzbebauung.

<strong>Sprockhövel. "Die Situation des Bevölkerungswandels wird uns spätestens in 13 Jahren direkt betreffen. Deshalb müssen wir jetzt beginnen, die Veränderungen zu benennen und Lösungen für auftretende Probleme zu finden". Mit seiner Einschätzung rannte Uwe Kellner (49), der im Rathaus für den Bereich Stadtforschung und -entwicklung zuständig ist, bei den Mitgliedern des Senioren- und des Behindertenbeirats offene Türen ein. In einer älter werdenden Gesellschaft sollen und müssen schließlich die Belange älterer Menschen stärker zu Geltung kommen.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen noch auseinander

Doch wie, darüber wurde in der Sondersitzung zum Thema künftiges Leitbild für Sprockhövel kontrovers diskutiert. Anspruch und Wirklichkeit klaffen bisher oft stark auseinander, das wurde bei dem Meinungsaustausch deutlich. Beispiel seniorengerechtes Wohnen: Dass alternative Wohnformen zum Altersheim immer wichtiger werden, ist allgemein anerkannt. "Aber warum hat die Politik dann nicht die Bebauungsvariante für den Sportplatz Haßlinghausen gewählt, in dem neben Supermärkten auch Seniorenwohnungen vorgesehen waren?" Als vertane Chance an diesem so zentral gelegenen Standort wurde das von mehreren Ausschussmitgliedern kritisiert. Ob eine Resolution an dem Beschluss noch etwas ändern könne, wurde allgemein bezweifelt. Auch die ungünstige Lage der beiden bestehenden Seniorenheime in Hanglage und nahe viel befahrener Hauptstraßen kam zur Sprache. Wir bemühen uns seit zehn Jahren vergeblich um einen Summer an der Ampel Bochumer Straße, der auch Sehbehinderten ein gefahrloses Überqueren ermöglicht", sagte ein Diskussionsteilnehmer. Uwe Kellner verwies auf die Zuständigkeit des Landesbetriebs Straßenbau für Landes- und Bundesstraßen.

Ein Bürgerbus könnte die Ortsteile besser verknüpfen

Auch beim öffentlichen Personennahverkehr habe die Stadt nur begrenzte Einflussmöglichkeiten auf die Verkehrsbetriebe. Die Senioren jedenfalls empfanden die Verbindungen zwischen den Stadtteilen als verbesserungswürdig. Gefördert würden nur die Schnellbuslinien mit ihrem starken Schülerverkehr. Als eine Alternative kam ein selbst organisierter "Bürgerbus" nach Vorbild Hattingens zur Sprache. Mehr Kultur für Senioren über die vom Seniorenbüro organisierten Theaterfahrten hinaus wünschte sich Christel Offermann. Voraussichtlich Ende April, so Uwe Kellner, soll der Entwurf für ein künftiges Sprockhöveler Leitbild erscheinen. Er warb noch einmal dafür, sich weiter an der Formulierung künftiger Entwicklungsziele zu beteiligen.

Bevölkerungs-Studie

Studie Um auf die Bevölkerungsentwicklung reagieren zu können, hat der Ennepe-Ruhr-Kreis eine Studie erstellen lassen. Ergebnisse für Sprockhövel sind:

Bevölkerungsrückgang Bis 2020 wird ein Bevölkerungsrückgang von rund 3,5 Prozent vorhergesagt.

Alterung Der Anteil der über 60-Jährigen wird von derzeit 26,9 auf bis 38 Prozent steigen.