Bollywood in Haßlinghausen
Sieben Wochen lang wird im Jugendzentrum orienalisch-indischer Tanz einstudiert.
Haßlinghausen. Schmalz oder Gewalt - Zwischenschattierungen sind selten in der Welt des Bollywood, der großen Kinoindustrie Indiens mit Hauptsitz in Mumbai. Jahrzehntelang in Europa unbeachtet, haben die vor Kitsch triefenden Romanzen inzwischen ihren festen Platz in deutschen Fernsehzimmern.
"Vor allem Frauen lieben die Filme, teils wegen der Tänze", weiß Gudrun Hansen vom Jugendzentrum Haßlinghausen. Für Kinder hat sie nun einen Bollywood-Tanzkurs eingerichtet und als Lehrerinnen zwei junge Damen aus Sri Lanka gewinnen können.
"Ihr dreht euch und stellt euch so hin", sagt Shijansy Sivathasan. Mit Sprache allein lässt sich nicht beschreiben, was Bollywood ausmacht. So kommt dann auch von den Kindern die kryptisch anmutende Rückfrage: "Was übrig bleibt, machen wir danach?"
Nach Klärung der Details legt Shijansy eine CD ein und Lehrerin Sara Paskaran sortiert die sechs Schülerinnen in einer Reihe. Es ist erst die dritte Übungsstunde, man wagt kaum zu erwarten, dass sich jetzt ein Feuerwerk entfacht. Doch was die Mädchen tänzerisch hinlegen, kann sich bereits sehr gut sehen lassen. Es sei ja auch ganz einfach, meint Shijansy und strahlt vor Freude.
Sie und Sara besitzen eine solide Grundlage, haben sie doch bereits vor über zehn Jahren damit begonnen, die klassischen indischen Tanzformen zu erlernen. Im Vergleich mit den Ansprüchen, die dort gestellt werden, ist Bollywood in der Tat ein Klacks. Aber die zehnjährige Schülerin Taltsidou kennt als Vergleich nur den Tanz aus der griechischen Heimat ihrer Eltern und hat mächtig Respekt vor dem, was sie jetzt einstudiert. Dalina ist für ein "geht so", während die 13 Jahre alte Julia "alles nicht so schlimm" findet.
Dem Betrachter indessen wird es schwindelig bei den Drehungen und Sprüngen, zu denen Arme, Hände und Finger genau vorbezeichnete Figuren ausführen. Wer bedenkt, dass es vielen Kindern mangels Bewegung nicht mehr gelingt, auf einem Bein zu stehen und dass das Koordinationsvermögen eng mit schulischen Leistungen verknüpft ist, der erahnt die positiven Einflüsse gerade eines solchen Tanzkurses.
Dabei haben die Mädchen gar noch einen Riesenspaß an der Sache, zeigen nicht nur stolz ihren Eltern, was sie Neues gelernt haben, sondern üben daheim auch fleißig. Es sei ja auch keine Arbeit, sondern pures Vergnügen, sagt Shijansy.