Großjagd auf Wildschweine
Im Ennepe-Ruhr-Kreis wurden am Samstag 30 Tiere erlegt, mehr als 200 Jäger waren im Einsatz.
Ennepe-Ruhr-Kreis. Sie war von langer Hand geplant und soll nach dem Jahreswechsel wiederholt werden: Bei einer revierübergreifenden Drückjagd im Ennepe-Ruhr-Kreis und dem benachbarten Wuppertal waren am Samstag etwa 200 Jäger im Einsatz, um Wildschweine zu erlegen. Insgesamt fast 40 Tiere wurden geschossen - davon 32 in Ennepe-Ruhr, der Rest auf Wuppertaler Gebiet an der Stadtgrenze zu Remscheid.
"Wir können mit dem Ergebnis zufrieden sein", sagt Karl-Heinz Reinke, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Ennepe-Ruhr. "Allerdings ist es nicht so, dass das reicht." Die Tiere hätten in diesem Jahr riesige Schäden angerichtet. Auf landwirtschaftlichen Flächen, aber vor allem in privaten Gärten. "Die Bevölkerung erwartet von uns, dass der Wildbestand zumindest auf das Maß reduziert wird, dass es von den Siedlungsgebieten wegbleibt".
Auch aus Wuppertaler Sicht sei man mit dem Jagdergebnis erst einmal zufrieden. Im Vergleich zum EN-Kreis habe man eine weitaus kleinere Fläche bejagt - unter anderem am Ehrenberg, in Beyenburg, Marscheid, Frielinghausen und an der Herbringhauser Talsperre, erklärt Frank Auer, Jagdaufseher in Herbringhausen. Großflächig wurde in den Kreisgebieten Breckerfeld, Ennepetal, im südlichen Gevelsberg, sowie in den östlichen Revieren Schwelms gejagt.
Zu Zwischenfällen sei es bei dem mehrstündigen Ereignis nicht gekommen. Zuvor wurde im Kreis und in Wuppertal vor Waldspaziergängen und vermehrtem Wildwechsel gewarnt.
Federführend bei der Organisation dieser Drückjagd war der Hegering Ennepe-Ruhr, der sich wochenlang auf den Einsatz vorbereitet hat. Anlaufstelle der Jäger war der Parkplatz der Firma Vormann an der Heilenbecker Straße in Ennepetal. "Um 17 Uhr haben wir dort die Strecke gelegt (Fachsprache für "Wild gezählt"). Es sei eine Art Brauchtum: "Das Wild wird auf einem Teppich aus Tannenzweigen gelegt und dann gezählt", erklärt Reinke. Bei jeder Wildart, etwa Schwarzwild oder Rehwild, ertöne dann ein bestimmter Hornlaut - zu Ehren des toten Tieres.
Große Probleme mit Schäden durch Wildschweine gibt es nach Auskunft von Förstern und Jägern vor allem im Süden des Kreises. Doch auch in Sprockhövel wurden die ersten Tiere dieses Jahr gesichtet. In Wuppertal gebe es nach wie vor im Burgholz das meiste Scharzwild. Dort Wildschweine in massiver Form zu jagen, werde durch das angrenzende Autobahnkreuz Sonnborn erschwert, erklärt Auer: "Die Gefahr ist groß, dass Wildschweine bei einer Drückjagd auf die Autobahn laufen."
Wie das enden kann, erlebten Autofahrer erst vor wenigen Wochen auf der A 1, als nachts eine Wildschwein-Rotte auf die Autobahn lief und es zu Verkehrsunfällen kam - damals blieb es in Ronsdorf noch bei Blechschäden.
Im Januar soll ergänzend zum vergangenen Samstag eine ganze Woche lang gejagt werden. Allerdings nicht mit Hunden, sondern nachts von den Hochständen aus. "Wir hoffen auf Vollmond und Schnee, dann kann man die Tiere am besten sehen", sagt Reinke. Wichtig sei nämlich, dass man keine Führungsbache erwische. Wenn ein Tier, das bei einer Gruppe von Wildschweinen den Ton angebe, oder etwa Mutter von Frischlingen sei, erschossen werde, sei der Rest der Gruppe desorientiert und richte "noch mehr Schaden an".