Dem Duft des Kaffees verfallen

Lucas Kemna betreibt neben der Schule seine eigene Rösterei — in der Garage seiner Eltern. Er beliefert Kunden in ganz Deutschland.

Foto: Anna Schwartz

Sprockhövel. Wenn viele seiner Schulkameraden nach Schulschluss vor Computerspielen sitzen oder sich zum Shoppen treffen, ist Lucas Kemna selten dabei. Der 18-Jährige widmet sich lieber seinem Unternehmen. Der Teenager besitzt nämlich eine eigene Kaffeerösterei. Von der Garage seines Elternhauses an der Bochumer Straße aus betreibt er seit einigen Monaten „Lulus Coffee Factory“. Es ist die erste Kaffee-Rösterei der Stadt Sprockhövel.

Dass es sich bei der Rösterei nicht um eine jugendliche Spielerei handelt, beweist der Gesamtschüler durch die strategische Entwicklung seines Unternehmens. Als Hobbyröster hat er mit einem herkömmlichen Tischröster angefangen. Inzwischen beliefert Lucas Kemna mit seinem bis zu fünf Kilo fassenden Industrieröster Kunden in ganz Deutschland mit acht verschiedenen Sorten. Darunter befinden sich neben Robusta auch viele Arabicasorten. Beispielsweise Bohnen aus Guatemala, Äthiopien und Brasilien. Aber auch spezielle Bohnen-Exoten wie die Monsooned Malabar aus Indien gehören zum Angebot des jungen Kaffee-Spezialisten. In den Mischungsmöglichkeiten sind den Fantasien laut Firmengründer kaum Grenzen gesetzt. Alleine über 230 Mixturen hat er bislang nach den individuellen Wünschen seiner festen Kundschaft in einer Datei notiert. Im Durchschnitt röstet das Startup-Unternehmen jeden Monat zwischen 80 und 100 Kilo Bohnen. „Tendenz steigend“, verweist Kemna nicht ohne Stolz auf die Absatzzahlen der vergangenen Wochen und Monate.

Neben vielen Privatkunden beliefert die „Coffee Factory“ auch einige Cafés in der Region. Inzwischen gehören „Live-Röstungen“ im Rahmen von Kaffee-Tastings zum beliebten Programm des 18-Jährigen. Dass der Geschäftsmann keine Zeit mehr für andere Hobbys hat, nimmt der Schüler gerne in Kauf. „Mir war es wichtig, die Rösterei richtig zu betreiben. Da bleibt halt für was anderes keine Zeit“, berichtet Kemna und lobt die Unterstützung und das Verständnis seiner Familie. Besonders seine Freundin Michelle hebt er hervor: „Sie ist zwar nicht immer begeistert darüber, dass ich viel zu tun habe. Aber sie zeigt auch sehr viel Verständnis.“

Seine Neugier am Kaffee hat der Jungunternehmer übrigens seit seiner Kindheit. „Als Kind war er sauer, dass er nur einen einzigen Tropfen Kaffee in seine Milch dazugeben durfte“, erinnert sich Lukas‘ Mutter Alexandra an die Kaffee-Liebe ihres Zwillingskindes. Die 43-Jährige lässt ihren Sohn den Freiraum und bewundert ihn für seine Ideen. „Er engagiert sich sehr und probiert viel Neues aus. Und das, ohne die Schule zu vernachlässigen“, sagt die vierfache Mutter. Auch der Name Lulu ist aus der Familie heraus entstanden. Die kleine Schwester Naya nannte ihren großen Bruder als Kleinkind „Lulu“. „Das haben wir dann einfach beibehalten“, erklärt Kemna die einfache Herleitung des Firmennamens. Im Winter bietet der tüchtige Geschäftsmann übrigens ein besonderes Event an. Mit seinen Live-Röstungen und Kaffee-Tastings geht Lucas Kemna auf Tour und röstet die Kaffeebohnen dann in den Wohnzimmern und anderen Räumen seiner Gastgeber.