Freizeit Der erste Lokomotiven-Dampf des Jahres
Sprockhövel · Der DBC ließ an der Glückauf-Trasse die Herzen von Eisenbahn-Fans höher schlagen.
„Andampfen“, so heißt das lieb gewordene Ritual, mit dem der Dampf-Bahn-Club Sprockhövel die Saison „anpfeift“. Und pünktlich wie die große Konkurrenz im bundesweiten Schienennetz gern wäre, ertönte am Sonntag um 11 Uhr die Trillerpfeife, mit der Bahnhofsvorsteher Hermann Wenzel die erste Lokomotive und ihren Waggon auf die Premierenfahrt schickte, nachdem er vorher die Fahrkarten per Knipser entwertet hatte.
Kundiger Lokführer, der DBC-Vereinsvorsitzende Aloys Bauerdick höchstpersönlich, der vorher die pro Fahrt erforderlichen zwei bis drei Schaufeln Kohle aus der Zeche Ibbenbüren eingefüllt hatte und dafür sorgte, dass stets genügend Öl und Wasser in den Tanks war.
Für die zahlreichen Gäste auf dem großzügigen Gelände des DBC an der Glückauf-Trasse Höhe Beermannshaus gab es Neues zu bewundern, nämlich die von der Stadtsparkasse gestiftete „blaue Brücke Beermannshaus“, von der die Reisenden einen atemberaubenden Blick über das DBC-Areal hatten, und die auf der zweiten Runde unterquert wurde. Unter den Fahrgästen wie immer Bürgermeister Ulli Winkelmann, der sich gern in die Schlange der wartenden kleinen und großen Eisenbahnfans einreihte und den rührigen DBC mit seinem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement lohte. „Die Fahrtage sind zu einem richtigen Magnet auch für auswärtige Besucher geworden.“
So wie für Anna (4) und Max (5) aus Schwelm, die morgens um sechs Uhr schon wach geworden waren und es gar nicht erwarten konnten, dass sie von Mama Christine Mohr nach Sprockhövel kutschiert wurden. Klar, dass ihnen die Mama Fünfer-Karten spendieren musste. Oder Julian aus Herzkamp, der mit seinen drei Jahren schon ein Routinier ist und der, wie Mutter Konstanze Manz versicherte, schon als Baby beim Andampfen dabei war und so oft wie möglich mit der kleinen Bahn des DBC fährt.
Viele Loks gehören den
Vereinsmitgliedern
Die Waggons, von denen der Club zwei neue präsentierte - „ein dritter ist in Arbeit“, versprach Pressesprecher Rudolf Franz - werden übrigens von Loks gezogen, die einigen der Vereinsmitglieder und nicht etwa dem Club gehören. So wie die 99211, die von ihrem Eigentümer, dem Vorsitzenden Aloys Bauerdick gesteuert und gewartet wird. „Ich habe sie seinerzeit gebraucht gekauft“, sagte er.
Der Verein besteht aus knapp 30 Mitgliedern, von denen sich rund zehn an jedem Samstag auf dem Gelände treffen, um alle möglichen Arbeiten auszuführen. So wie das originalgetreue Schild vom einstigen „Bahnhof Hasslinghausen“ anzufertigen, das jetzt am Clubhaus prangt, in dem das Restaurant-Personal gleichfalls alle Hände voll zu tun hatte, um die Wünsche nach Getränken, Kuchen und Würstchen zu erfüllen. Denn die sechs Fahrtage in der hellen, warmen Jahreszeit haben fast schon Volksfest-Charakter, dem der ebenfalls mitfahrende Beigeordnete Volker Hoven eine touristische Attraktion bescheinigte. „Auf die sind wir in Sprockhövel stolz“, versicherte der stellvertretende Chef der Verwaltung zufrieden.
Es waren nicht nur Vereinsmitglieder, die mit ihren Loks auf die abwechslungsreiche Strecke gingen. Viel Beachtung fand auch der fast stromlinienförmige BR 218 aus Remscheid, über den sein Besitzer Markus Kirchherr sagte, dass das im Original als Diesellok konzipierte Schienenfahrzeug aus dem 3D-Drucker stammt. „Das hat mit zwei KW eine Menge Power“, sagte er stolz und versprach, in Kürze auch in den DBC Sprockhövel einzutreten.
Der Verein hat als nächstes vor, für die Gast-Loks eine Drehscheibe in der Nähe des Bahnhofs einzurichten, von der aus strahlenförmig Gleise ausgehen sollen. Durchaus möglich, dass die Drehscheibe im kommenden Jahr ein weiterer Höhepunkt auf dem Gelände neben der Glückauf-Trasse sein wird.
Die nächsten Fahrtage des Dampf-Bahn-Clubs Sprockhövel sind an den Sonntagen 19. Mai, 16. Juni, 21. Juli, 18. August und 15. September, wenn es dann wieder heißt „Abdampfen“. Die Möglichkeit zum Mitfahren für zwei Euro pro Fahrt besteht jeweils von 11 bis 17 Uhr. „Die Einnahmen sollen die Unterhaltskosten der Anlage decken“, erklärt Sprecher Rudolf Franz.