Eine Sprockhövelerin in New York

Nathalie Waldschmidt gehört unter den Studenten des Monroe College zu den Besten der Besten. Unter anderem dafür ist sie jetzt als Studentin des Jahres ausgezeichnet worden.

Foto: Jensen Sutta Photography

Sprockhövel. Sehr gut ist für Nathalie Waldschmidt nicht gut genug. Sie will besser sein, und sie kann besser sein. Dafür ist die junge Frau aus Sprockhövel jetzt in New York zur Studentin des Jahres gewählt worden, die Beste unter 300 000, die Allerbeste unter den 50, die es in die Endauswahl des sogenannten Honors Program geschafft haben. In diesem Programm werden Elite-Studenten gefördert. Die junge Frau aus Deutschland gehört dazu. „Das ist eine sehr große Ehre für mich“, sagt Nathalie Waldschmidt. Und die Ehre führt nicht zuletzt dazu, dass sie von dem Förderprogramm so sehr überzeugt ist, dass sie es nach ihrem Studium in Deutschland aufbauen will.

Natalie Waldschmidt hat Sprockhövel vor vier Jahren verlassen. Nach der Ausbildung zur Industriekauffrau in Wuppertal-Ronsdorf schien für sie die Zeit gekommen zu sein, neue Wege zu gehen. „Zuerst habe ich mich nicht getraut. Aber an einem Tag fasste ich mir ein Herz und meldete mich als Au Pair in den USA.“ Diese Entscheidung hat die heute 27 Jahre alte BWL-Studentin nicht eine Sekunde lang bereut. Sie verlängerte ihre Au-pair-Zeit in der „wunderbaren Familie“ um sechs Monate, und schließlich war auch die Liebe ein Grund, sich für ein Studium in den USA zu entscheiden. Dem Bachelor in Betriebswirtschaft sollen der Master in Kommunikationswissenschaften und die Rückkehr nach Deutschland folgen. „In zwei bis drei Jahren“, sagt Nathalie Waldschmidt, soll es soweit sein.

Bis dahin will sie die USA, New York und ihr Stundentenleben in vollen Zügen genießen. In Nathalies Fall heißt das lernen und leben, es heißt New York genießen und die USA verstehen. „Das eine ist New York, das andere ist der Rest der USA“, sagt sie. „Hier wählt man Hillary“, erklärt die Studentin vor der Präsidentschaftswahl, auf die heute die ganze Welt schaut.

Clinton sei zwar nicht sonderlich beliebt, und vermutlich kriminell, aber eine Frau. Das helfe ihr. Und Donald Trump? „Meine Freunde sagen, wenn der gewählt wird, wandern sie nach Kanada aus.“ Trump sei eine Witzfigur, über die alle lachten. In New York hätten Ratgeber Konjunktur mit Tipps, wo es sich nach einer Wahl Trumps zum Präsidenten besser leben lasse.

Bei aller Liebe zu ihrer derzeitigen Wahlheimat hat Nathalie Waldschmidt ein differenziertes Verhältnis zu den USA. Sie liebt das weltoffene New York, kennt aber auch den begrenzten Horizont mancher Menschen beispielsweise in Pittsburgh. Sie hat Freunde, die denken und reden wie sie. Sie hat aber auch Leute getroffen, die sie, die Deutsche, fragten, ob Hitler denn noch lebe, und ob sie aus dem Osten oder Westen Deutschlands komme. „Das ist schon erschreckend“, sagt sie. An ihrem Gefühl für die USA ändert das aber nichts.

Die junge Frau, die am Carl-Duisberg-Gymnaium ihr Abitur gemacht hat, kennt schließlich auch die Vorzüge einer Gesellschaft, für die Eliteförderung nichts Unanständiges ist. Ihr Studium in den USA kostet 7000 Dollar pro Semester, ein Job an der Uni, die Eltern und ein Kredit helfen, es zu finanzieren. Es gibt in den USA auch Universitäten, die bis zu 40 000 Dollar pro Semester verlangen.

Wer es ins Honors Program schafft, wem es gelingt, zu den Besten der Besten zu gehören, dem steht danach die Welt offen. Aber Nathalie Waldschmidt hat beschlossen, nach Deutschland zurückzukehren. Sie ist von dem Förderprogramm so überzeugt, dass auch Studenten in Deutschland davon profitieren sollen.

Am vergangenen Sonntag hat Natalie Waldschmidt übrigens nichts fürs Studium gemacht. Es war der Tag des New York-Marathons. „Da wollte ich immer schon einmal mitmachen.“ Gesagt, getan, allerdings völlig untrainiert. Nach sechs Stunden und 50 Minuten überquerte die Sprockhövelerin die Ziellinie.