Feuerwehr hat mehr zu tun

„Die Bürger sind gut aufgehoben“, so der Kreisbrandmeister. 287 Mal rückte die Wehr 2012 aus.

Sprockhövel. „In der Feuerwehr finden Sie Menschen, die Menschen lieben.“ Mit diesen Worten brachte Kreisbrandmeister Rolf-Erich Rehm in der Jahresdienstbesprechung der Feuerwehr Sprockhövel am Freitagabend auf den Punkt, warum sich die Bürger der Stadt „brandschutztechnisch gut aufgehoben fühlen können.“ So hatte es zuvor Bürgermeister Klaus Walterscheid in seinem Dank an die ehrenamtlichen Retter formuliert.

„Wir brauchen uns nicht zu verstecken hinter Städten, die eine Berufsfeuerwehr haben“, hatte das Stadtoberhaupt die hohe professionelle Qualität der Freiwilligen Feuerwehrleute gelobt. Stadtbrandinspektor Christian Zittlau stellte in seinem Jahresbericht die zu den Aussagen in den Grußworten passenden Fakten vor. Insgesamt 169 aktive Feuerwehrleute, darunter vier Feuerwehrfrauen, stehen in sechs Einsatzeinheiten für schnelle Hilfe im Notfall bereit — drei mehr als vor einem Jahr. Dazu kommen die Jugendfeuerwehr mit 31 Mitgliedern, der 48-köpfige Musikzug und die Ehrenabteilung mit 64 Mitgliedern.

Den Einsatzabteilungen stehen 22 Spezialfahrzeuge für die Bewältigung der unterschiedlichen Aufgaben und ein Anhänger (Gulaschkanone) zur Verfügung.

Die Zahl der Einsätze stieg von 229 im Vorjahr auf 287 im Jahr 2012 (siehe Kasten). In besonderer Erinnerung blieben der Großbrand in einem metallverarbeitenden Betrieb und ein Dachstuhlbrand, die wenige Tage nacheinander die komplette Feuerwehr beschäftigten. Die 57 Ölspureinsätze im vergangenen Jahr bezeichnete Christian Zittlau als „leidiges Übel“.

Beeindruckend war auch, mit welch hohem Aufwand sich die ehrenamtlichen Feuerwehrleute in ihrer Freizeit für ihren Dienst ausbilden lassen. 132 besuchten Lehrgänge auf Stadt- und Kreisebene, sechs Lehrgänge und 22 Seminare am Institut der Feuerwehr des Landes und in anderen Einrichtungen. Zusammen mit dem regelmäßigen Ausbildungsdienst am Standort summiert sich das auf rund 10 000 Stunden Fortbildung. Pro Feuerwehrangehörigen also durchschnittlich knapp 60 Stunden im Jahr zusätzlich zu den statistisch gut 25 Einsatzstunden pro Kopf.

Neben den trockenen Fakten bietet die Jahresdienstbesprechung der Feuerwehr immer auch emotionale Momente. Beispielsweise wenn sich nach 38 Beförderungen eine junge, hochmotivierte Mannschaft zum Erinnerungsfoto aufstellt.

Oder wenn es um die Ehrung langjähriger Feuerwehrkameraden geht, bei denen Feuerwehrchef Zittlau freimütig bekennt: „Das bewegt mich, wenn die Zeitspanne mein persönliches Alter überschreitet.“ Wie bei Gustav Stock, Horst Brodowski und Peter Hoier, die seit 50 Jahren dabei sind, und bei Oberfeuerwehrmann Ewald Bürger, zu dessen Ehren sich die gesamte Feuerwehr von ihren Plätzen erhob, als er zur Auszeichnung für 70 Jahre Mitgliedschaft in der Feuerwehr nach vorne ging.

Wie immer nutzte Feuerwehrchef Christian Zittlau den Anlass auch diesmal für einige kritische Bemerkungen in Richtung der anwesenden Gäste aus der Politik. Die ausufernde Bürokratie torpediere das Ehrenamt und müsse dringend zurückgefahren werden, forderte er. Es dürfe nicht sein, dass Feuerwehrleute zur Teilnahme an der Beerdigung eines Kameraden offiziell abkommandiert werden müssen, damit sie dabei versichert sind, rügte er.

Außerdem wies er auf den hohen Stellenwert der Feuerwehr und ihre Vielseitigkeit hin. „Wir bieten Jugendarbeit, Kultur und Sicherheit“, betonte er und forderte die Politik auf, dieses Ehrenamt zu stärken.