Herzkamper Traditionslokal: Wird Spitzbub zum Paketkönig?
Udo Wendt hat die Absicht, die Gastronomie zu erhalten und die Zentrale seines Unternehmens in Herzkamp unterzubringen.
Herzkamp. Wind und Regen können ihm nichts anhaben — das markante Metallschild mit der Aufschrift Spitzbub und der dazugehörigen Figur hängt seit Jahren am Haus an der Elberfelder Straße 120. Doch das könnte sich schon bald ändern, denn wenn der neue Käufer seinen Worten Taten folgen lässt, wird der Spitzbub zum Paketkönig — samt neuem Metallschild.
„Es wird sich hier einiges ändern“, sagt Udo Wendt. Er will das Traditionshaus in Herzkamp von Angela Brier kaufen und dort die offizielle Zentrale seines Unternehmens „Paketkönig“ einrichten. Die Formalitäten seien geklärt, es fehle nur noch die notarielle Beglaubigung. „Die Fassade wird gedämmt und die Fenster werden ausgetauscht“, zählt Michael Lüdke auf, der die baulichen Veränderungen leiten wird.
Außerdem soll das Dach glänzende blaue Ziegel erhalten, die Arbeiten sollen schon im Winter beginnen. Bis zu 150 000 Euro will Wendt nach eigenen Angaben investieren. Der alte Schriftzug auf der Fassade kommt weg, künftig wird das Wort „Paketkönig“ schon von weiterem zu sehen sein. „Die Namensänderung geschieht bewusst, denn hier soll etwas Neues entstehen“, sagt Wendt.
Bleiben werden aber die jetzigen Mieter — es gibt zwei Wohnungen im Haus — und auch die Gastronomie soll erhalten bleiben. „Natürlich wird es hier eine warme Küche geben und die Möglichkeit, abends ein Bier zu trinken.“ Auch an der Einrichtung der Kneipe soll sich nicht viel ändern. Mit seinem Konzept will Wendt nicht nur Einheimische, sondern auch Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung ansprechen.
Darüber hinaus soll die Zentrale seines Unternehmens „Paketkönig“ nun offiziell in Herzkamp liegen. „Wir werden hier aber keine Büros einrichten, es geht nur darum, dass die Firma hier ihren Sitz haben soll“, sagt Wendt, der demnächst auch selbst nach Herzkamp ziehen möchte.
Nach seinen Angaben handelt es sich bei seinem Unternehmen um einen Online-Handel, der per Franchise-System betrieben wird und bei dem Käufer und Verkäufer zusammengebracht werden — egal, ob es sich um Turnschuhe, Lebensmittel oder sonstige Produkte handelt.
Mit seiner Vergangenheit — der 44-Jährige war 2008 laut Schweriner Volkszeitung vom Landgericht Schwerin zu drei Jahren und acht Monaten wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt worden — geht er offensiv um. „Ich war im Gefängnis, das stimmt. Aber jetzt blicke ich nach vorne und möchte mich auf Neues konzentrieren.“
Bei der Sparkasse Sprockhövel, die das Gebäude in ihrem Immobilienportal vermittelt, sei die Vergangenheit Wendts durchaus bekannt gewesen. „Wir sehen uns in erster Linie als Vermittler. Die Finanzierungsbestätigung liegt vor und es wird ja auch eine notarielle Beglaubigung des Kaufs geben“, sagt Michael Mülder-Thomsen von der Sparkasse.
Der Termin für die notarielle Beglaubigung soll in den nächsten Tagen sein. „Die Entscheidung liegt letztlich aber bei Frau Brier und bevor sie kein Geld erhalten hat, wird auch nichts passieren.“
Angela Brier selbst hatte vor einer Woche im Gespräch mit der Westdeutschen Zeitung geäußert, dass ihr der Abschied vom traditionsreichen Spitzbub nicht leicht falle — aber angesichts der schon länger währenden Mietausfälle müsse die Vernunft siegen.