Infos zum „Tunnel durch das Meer“

Im Tunnel Schee können Besucher Erdgeschichte lernen.

Foto: Anna Schwartz

Sprockhövel. Vermutlich sind sie nicht jedem Radfahrer oder Wanderer auf seiner Tour durch den Schee-Tunnel aufgefallen. Ausgekleidet mit einer Betonschale verfügt er auf beiden Seiten über insgesamt 70 Sicherheitsnischen. Und wem sie aufgefallen sind, der mass ihnen nicht unbedingt Bedeutung bei. Das wird jetzt anders sein. Eine vom Verein GeoPark Ruhrgebiet — unterstützt vom Stadtverwaltung und der Lokalen Agenda 21 Sprockhövel — gestaltete Informationstafel klärt über die 70 Nischen auf. Sie gewähren einen freien Blick auf den anstehenden Fels und der ist hier eine Besonderheit: Gesteinsschichten des „Flözleeren Oberkarbon“ (Namarium A und B, ca. 320 Mio.J.v. heute) sind hier zu sehen.

Bei der Einweihung berichtete der erste Vorsitzende Diplom-Geologe Volker Wrede, dass diese Schichten sonst nirgends zusammenhängend zu studieren ist. Somit stellt der Tunnel einen wichtigen geologischen Aufschluss dar, der Einblick in die im Meer entstandenen Schichten gibt. Dass ein großes Meer damals das Gebiet bedeckte, beweisen seltene Funde von Goniatiden, einer Ammonitengruppe. Durch die Schrägstellung der Schichten ergibt sich eine Abfolge von jüngeren Ablagerungen m Norden des Tunnels hin zu älteren im Süden.

Wer an dieser Stelle den Tunnel betritt, erlebt die Erdgeschichte also in umgekehrter Reihenfolge. Der Schee-Tunnel ist somit „Ein Tunnel durch das Meer und ein Radweg zur Kohle“ wie es auf der Tafel zu lesen ist.

„Geologie ist ein 4 D Puzzle“ erklärt ein Kollege von Wrede. „Man geht nicht nur räumlich in die Tiefe, sondern muss auch die zeitlichen Abläufe konzipieren.“ 2004 gründete sich der GeoPark Ruhrgebiet und möchte mit seinen Aktivitäten unter dem Motto „Geologie erleben“ die Geologie den Menschen näher bringen. In Deutschland gebe es nur wenige Landschaften, in denen sich der Zusammenhang zwischen natürlicher Gegebenheit und ihrer ökonomisch-kulturellen Entwicklung so deutlich aufzeigen lasse.

Die Eröffnung des Schee- Tunnels ermöglichte eine weitere geotouristische Sehenswürdigkeit. „In einem Küstendelta wurden im Flözleeren Oberkarbon Schichten abgelagert, indem aus Waldmooren die ersten Kohlenflöze entstanden“, erklärt Wrede. Die ersten abbauwürdigen Flöze traten nördlich des alten Bahnhofs Schee im früheren Schacht Hövel auf. Auch die Entstehung der Herzkämper Mulde wird erklärt. Die zu sehenden Schichten fallen mit etwa 60 bis 80 Grad nach Norden ein. 1,5 km nördlich ändert sich die Einfallsrichtung, die Schichten biegen sich um und bilden die Herzkämper Mulde. Als einen Einstieg zu weiteren Aktivitäten in Sprockhövel sieht Wrede die Aufstellung der Tafel. „Der Steinbruch Weuste in Haßlinghausen ist auch ein sehr interessantes Gebiet.“