Kaschel-Weggang: Erst Nachfolge regeln
Parteien wollen Kämmerer erst gehen lassen, wenn es Ersatz für den wichtigen Posten gibt.
Sprockhövel. Am 30. Juni soll in Bielefeld die Entscheidung über einen neuen Kämmerer fallen. Ein Kandidat ist der Sprockhöveler Kämmerer Rainer Kaschel (CDU), der außerdem Personalchef und Vertreter des Ersten Beigeordneten Bernd Woldt ist. Woldt vertritt derzeit den länger erkrankten Bürgermeister Ulli Winkelmann und geht am 30. Juni in Pension. Damit wäre Kaschel bis zu Winkelmanns Genesung oder dem Amtsantritt eines neuen Dezernenten der einzige Wahlbeamte und Vertretungsberechtigte der Stadt.
Die Ratfraktionen sehen die Personalsituation der Verwaltungsspitze daher mit Sorge. Lediglich die CDU scheint der potenziellen Führungslosigkeit der Verwaltung entspannt entgegen zu blicken. „Erst einmal muss Herr Kaschel in Bielefeld gewählt werden. Dann muss er diese Wahl annehmen. Und vor Herbst wird er wahrscheinlich dort nicht anfangen“, vermutet der Fraktionsvorsitzende Thorsten Schulte. Bis dahin könnte der neue Beigeordnete angefangen haben. Schulte schlägt vor, in einer Sondersitzung des Rats Anfang Juli über die Neubesetzung von Kaschels Stelle beschließen zu lassen.
Dass der Sprockhöveler Rat schon am 30. Juni über die Stellenausschreibung entscheiden soll, findet Bodo Middeldorf (FDP). „Jetzt haben wir die Krise an der Spitze der Verwaltung. Wir gönnen Herrn Kaschel die neue Stelle, aber sein Weggang kommt zur Unzeit.“ Daher müsse der Rat schnellstmöglich über die Neubesetzung entscheiden. „Mir sind geordnete Verhältnisse in Sprockhövel wichtig. Daher würden wir auch Herrn Kaschel bitten, uns nicht führungslos zurückzulassen.“
„Mehr als ungünstig in der jetzigen Situation“ fände Thomas Schmitz von den Grünen den Verlust des Kämmerers. „Ich plädiere dafür, dass der Weggang dann so spät wie möglich vonstatten geht.“ Schmitz hofft, dass der Bürgermeister bald wieder genesen sein wird und Rainer Kaschel so lange bleibt.
Dass es so schnell keinen personellen Ersatz für den Kämmerer geben wird, befürchtet Wolfram Junge von der SPD. „Das ist eine prekäre Situation. Denn im Herbst muss der Haushalt 2017 beraten und beschlossen werden.“ Junge sieht die Arbeit der Verwaltung gefährdet, auch wenn seine Fraktion grundsätzlich Vertrauen in deren Funktionsfähigkeit habe. Daher schlägt er vor, dass alle politischen Parteien Zurückhaltung verabreden. Das will Wolfram Junge bei der heutigen Sondersitzung aller Fraktionsvorsitzenden vorschlagen.