Kreis nimmt mit A46-Blitzer Millionen ein
Rund 62 000 Fahrer waren im vergangenen Jahr am Autobahnkreuz Nord zu schnell unterwegs.
Sprockhövel/Wuppertal. 110 statt erlaubter 70 km/h: Noch-Schalke-Profi Leon Goretzka ist bei weitem nicht der einzige Autofahrer, der bereits in die Radarfalle am Ende der A46 am Kreuz Wuppertal-Nord getappt ist. Gut zehn Jahre gibt es die fest installierte Blitzanlage nun und die Zahl der Autofahrer, die dort zu schnell erwischt werden, ist seit Jahren konstant hoch — genau wie die Einnahmen des Ennepe-Ruhr-Kreises, der die Anlage auf Sprockhöveler Stadtgebiet betreibt.
Mehr als 62 000 Autofahrer wurden am Kreuz Wuppertal-Nord in Fahrtrichtung Gevelsberg im vergangenen Jahr zu schnell gemessen, teilt Ingo Niemann, Sprecher des Ennepe-Ruhr-Kreises, auf WZ-Anfrage mit. Das waren 1800 weniger als 2016, aber immer noch 1000 mehr als 2015. Die Geschwindigkeitsübertretung von Leon Goretzka nimmt sich noch harmlos aus, wenn man Niemann nach den heftigsten Fällen von Raserei in den vergangenen Jahren fragt. Mit 166 und 160 statt der erlaubten 70 km/h gingen zwei Raser 2017 in die Radarfalle, 2016 war einer sogar 171 km/h und 2015 jemand gar 184 km/h schnell. Letzterer konnte laut Niemann sogar noch nicht einmal einen Führerschein vorweisen. Die Staatsanwaltschaft sei daraufhin eingeschaltet worden. Doch auch die anderen Raser wurden gesetzesgemäß mit hohen Strafen belegt: Die zwei Raser aus dem vergangenen Jahr mussten jeweils ein Bußgeld von 1200 Euro zahlen und für drei Monate ihren Führerschein abgeben. Doch außer den ganz heftigen Fällen gab es 2017 auch eine große Zahl an Autofahrern, die immer noch deutlich zu schnell fuhren: Mehr als 1000 von ihnen wurden mit zeitweisen Fahrverboten belegt, lagen also mindestens 41 km/h über der erlaubten Geschwindigkeit.
Dabei war die feste Radaranlage 2007 extra dafür eingerichtet worden, um die Zahl der Raser und Unfälle zu senken. Versuche mit mobilen Radarmessungen der Polizei hätten im Vorfeld die Zahl der Unfälle deutlich reduziert, berichtete die Kreisverwaltung damals. Doch die Zahl der geblitzten Autofahrer pendelte sich auch nach Einrichtung der festen Radaranlage schnell auf hohem Niveau ein.
Für den Kreis ist die Radaranlage ein Goldesel. Zwar werden die genauen Einnahmen durch die Radaranlage nicht separat ausgewiesen. „Aber man kann davon ausgehen, dass im Schnitt 30 Euro je Fall festgesetzt werden“, so Niemann. Bei 62 000 Temposündern aus dem vergangenen Jahre ergäbe das Einnahmen von 1,86 Millionen Euro. Die tatsächlichen Einnahmen schätzt der Kreissprecher aber ein Stück geringer ein. „Verfahren werden eingestellt, weil der Fahrer nicht ermittelt werden konnte oder es wurde ein Einspruch eingelegt“, nennt Niemann die Ausnahmen. So tat es auch Leon Goretzka, der nach seinem Tempovergehen 2014 mit einem Monat Fahrverbot belegt wurde, weil er an anderer Stelle kurz zuvor schon einmal deutlich zu schnell erwischt wurde. Seine Anwälte zogen mit großem juristischen Aufwand die Messergebnisse der Radaranlage in Zweifel, die Verjährung drohte. Nach vier Verhandlungen erließ das Amtsgericht Hattingen Goretzka das Fahrverbot. An einem Bußgeld und einem Verkehrserziehungskurs kam der Fußballprofi aber nicht vorbei.