Lothar Huber: „0:12 war nicht verschoben“
TSG-Trainer Lothar Huber feiert am Samstag seinen 60. Geburtstag und blickt zurück.
Sprockhövel. Lothar Huber ist eine lebende Fußballlegende, bestritt für Borussia Dortmund 254 Bundesligaspiele und ist seinem Herzensclub auch heute noch durch die Tätigkeit als Greenkeeper der Rasenflächen verbunden. Am Samstag wird der Trainer der TSG Sprockhövel 60 Jahre alt.
Herr Huber, wo verbringen Sie Ihren Ehrentag?
Huber: Ich bin im Stadion und schaue mir das Spiel meiner Borussia gegen den SC Freiburg an. Ganz entspannt, herrlich. Die Borussia ist ja Meister und der Druck ist raus. Was Schöneres kann gar nicht passieren. Bei wichtigen Spielen halte ich es im Stadion nicht aus. Das ist mir zu spannend. Dann schaue ich mir die Spiele zu Hause im Fernsehen an. Da kann ich zwischendurch auch mal Rasen mähen oder sonst was machen. So ist das nun mal, wenn man mit dem Herzen dabei ist.
Im Stadion werden Ihnen sicher 80 000 Zuschauer ein Ständchen singen, oder?
Huber: Weiß ich nicht. Muss aber auch nicht sein, denn ich stehe nicht so gerne im Mittelpunkt. Ich feiere eher auf die ruhige Art.
Sie haben großartige Fußballzeiten erlebt. Welche Spiele haben sich bei Ihnen ganz besonders eingeprägt?
Huber: Es gab drei Highlights: Das 7:4 gegen Bayern München, als ich noch in Kaiserslautern gespielt habe und wir bei Halbzeit 1:4 zurücklagen. Dann das 0:12 gegen Borussia Mönchengladbach — ein Spiel, das nicht von uns verschoben worden war. Und das 3:2 im Relegationsspiel gegen den 1. FC Nürnberg. In dem Spiel habe ich das dritte Tor gemacht, seitdem spielt die Borussia in der Bundesliga (am 23. Juni 1976, Anm. d. Red.).
Das historische 0:12 (am 29. April 1978 in Düsseldorf, Anm. d. Red.) müssen Sie noch einmal erklären.
Huber: Das war ganz bitter. Es stand zur Halbzeit schon 0:6 und die Tore fielen weiter wie reife Früchte. Das Spiel hatte eine Eigendynamik entwickelt. Wir holten den Ball gar nicht mehr aus dem Netz, weil wir auf Zeit spielen wollten. Das hat der Schiedsrichter gemacht. Später mussten wir beim DFB-Chefankläger Hans Kindermann antanzen, weil Manipulationsverdacht bestand. Aber nachdem er das Video vom Spiel gesehen hat, hat er uns wieder laufen lassen. Sonst hätte uns eine Sperre gedroht. Unangenehm war auch, dass wir nach dem Spiel noch drei Wochen lang über die Dörfer tingeln mussten, um dort Freundschaftsspiele zu bestreiten. Ein netter Spießrutenlauf. . .
Neben Ihrem Job als Greenkeeper für Borussia Dortmund trainieren Sie mittlerweile im fünften Jahr die TSG Sprockhövel. Welche Ziele haben Sie mit dem Club?
Huber: Die TSG ist ein gut geführter, familiärer Club. Wir haben noch die Möglichkeit, in die fünfte Liga zu kommen. Mehr ist vom Umfeld und den Mitteln her nicht drin. Wichtiger ist mir, junge Spieler zu entwickeln und denen einiges mitzugeben, damit sie später höherklassig spielen können. So wie zum Beispiel Lukas Schmitz, der jetzt bei Werder Bremen spielt. Das macht mich stolz. So lange es mir nicht egal ist, ob wir gewinnen oder verlieren, werde ich Trainer sein. Jetzt bin ich noch richtig motiviert.