Mathilde Franziska Anneke: Vorreiterin für Alice Schwarzer und Co.
Als politisch Verfolgte kämpfte Mathilde Franziska Anneke auch für Sklaven.
Sprockhövel. Sie ist eine Sprockhövelerin, die in die Geschichte eingegangen ist; eine Bürgerin, die wohl zu den bedeutendsten der Stadtgeschichte gehört: Mathilde Franziska Anneke (geboren 1817 in Sprockhövel, aufgewachsen in Hattingen) versuchte als eine der ersten Frauen gegen die Unterdrückung des weiblichen Geschlechts anzukämpfen.
In einer gemeinsamen Produktion der Städte Sprockhövel und Hattingen hat Karin Hockamp, Stadtarchivarin in Sprockhövel, die Geschichte dieser beeindruckenden Frau aufgeschrieben.
Anneke wirkte in Deutschland, der Schweiz, Amerika und Frankreich. Aber das Ziel blieb gleich: Für unterdrückte Gruppen der Gesellschaft die Gleichstellung zu fordern. Sie kämpfte nicht nur für die Frau, sondern auch für Sklaven und das benachteiligte Volk der Indianer in Amerika und schrieb die berühmte Legende des Indianer-Mädchens Pocahontas auf. Sie war das Gesicht der Frauen- und Demokratiebewegung in Europa sowie in Amerika.
Die Bewegung des „Vormärz“ wurde unterstützt, so dass sie als politische Verfolgte mit ihrem Mann Fritz Anneke nach Amerika fliehen musste. Mathilde Franziska Anneke drückte ihre Meinung als Pädagogin, Schriftstellerin und Journalistin aus: Sie leitete die Produktion zweier Zeitungen und suchte Freiräume, die Zensur zu umgehen.
„Seit 21 Jahren arbeite ich im Stadtarchiv und forsche in der Geschichte dieser besonderen Frau“, erzählte Hockamp, als sie am vergangenen Samstag ihr Buch „Von vielem Geist und großer Herzensgüte — Mathilde Franziska Anneke (1817-1884)“ im historischen Rathaus Hattingen präsentierte. „Ihr Kampfgeist, ihre Energie und die Geradlinigkeit, ihren Idealen und Zielen treu zu bleiben, begeistern mich“, sagte die Autorin.
Viele Jahre wurde Annekes Arbeit nicht gewürdigt und vergessen. Aber die beiden Städte, die Gleichstellungsbeauftragten und Karin Hockamp arbeiten daran, Anneke die Anerkennung zu geben, die sie verdient hat. Seit zwei Jahren wird ein Anneke-Preis in beiden Städten für besondere Zivilcourage verliehen. Gleichstellungsbeauftragte Sabine Schlemmer sagt: „Mathilde Anneke würde sich freuen, dass es ein Gleichstellungsbüro in dieser Demokratie gibt.“