Obersprockhövel: IG Metall denkt an Neubau
Europas größtes gewerkschaftliches Bildungszentrum ist nicht mehr ausgelastet und sanierungsbedürftig.
Obersprockhövel. Wenn der Vorstand der IG Metall im Mai in Frankfurt tagt, dann wird auch das Thema Sprockhövel auf der Tagesordnung stehen. Es geht um die Zukunft des 1971 in Betrieb genommenen IG Metall Bildungszentrums. Das riesige Gebäude an der Otto-Brenner Straße, größte gewerkschaftliche Bildungseinrichtung in Europa und zugleich Tagungsort zahlloser Kongresse und Tarifkommissionen, weist Sanierungsbedarf auf. Auch ist es der Gewerkschaft offenbar etwas groß geworden.
Sanieren oder abreißen und neu bauen ist die Frage, die in Frankfurt entschieden werden soll. Der Standort Sprockhövel an sich stehe aber nicht zur Disposition, meinte eine Vorstandssprecherin gegenüber der WZ.
"Wir haben eine Renovierungsbedarf von bis zu 30 Millionen Euro, wenn man es gut macht", beschreibt Horst Mathes, Leiter des Bildungszentrums die Ausgangslage. Kilometerlange Fensterflächen wären dann auszutauschen, ebenso wie die riesigen Dachareale, die energetisch völlig veraltet seien. "Für den gleichen Betrag könnten wir auch neu bauen, bei deutlich geringeren Folgekosten." Und so sieht denn auch der Vorschlag aus, der in Frankfurt erörtert werden wird.
"Wenn wir neu bauen, ist allerdings klar, dass es kleiner wird", sagt Horst Mathes. Aus den jetzt 9,5 Lehrmodulen für je 20 Seminarteilnehmer würden fünf bis sechs werden, und auch einen großen Saal mit 500 Plätzen werde es nicht mehr geben. Die IG Metall-Bundeskongresse fänden dann woanders statt.
Zuletzt schwankte laut Mathes die Auslastung der Seminarkapazitäten zwischen 90 und nur noch 60 Prozent. Zwei-Wochen-Seminare wie früher üblich, finden gar nicht mehr statt, weil gerade kleinere Betriebe kaum so lange auf ihre Mitarbeiter verzichten können. Agenturen mit Kompaktseminaren graben dem Bildungszentrum die Klientel ab.
"Unser politischer Bildungsauftrag ist dagegen umfassender, das ist kein Fast Food", so Mathes. Er ist sicher, dass die Entscheidung in Frankfurt für einen kleineren Neubau fallen wird. Bereits im Herbst würde es dann einen Architektenwettbewerb geben, ab 2008 gebaut werden.
Einweihung: 3. Sep. 1971
Größe: 190 mal 115 Meter, zwei Geschosse, 18 Innenhöfe.
Einrichtung: 216 Einzelzimmer in 9,5 Schulungseinheiten mit 48 Gruppenräumen. Großer Konferenzsaal mit 500 Plätzen, drei kleinere Säle mit 60 bis 100 Plätzen. Medienstudio, große Kantine, Caféteria.
Freizeit: Hallenbad, KegelbahnGymnastikhalle, Sportplatz, Bierstube, Bibliothek.