Chemie PCB: Blutuntersuchungen aufgeschoben

EN-Kreis/Ennepetal. · Luftanalysen sind vielfach unauffällig. Neue Grünkohlbehälter zur Messung wurden aufgestellt

Blutuntersuchungen, um die PCB-Belastung festzustellen, werden verschoben.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die Corona-Pandemie bleibt auch für die in Ennepetal im Zusammenhang mit der PCB-Belastung angekündigten Blutuntersuchungen nicht ohne Folgen. Der im Februar auf einer Bürgerversammlung genannte Starttermin im Mai oder Juni muss deutlich nach hinten verschoben werden, meldet der Kreis. „Der Plan wäre ja gewesen, in kürzester Zeit rund 800 Bürger, unter ihnen viele Kinder, zur Blutabnahme ins Schwelmer Kreishaus kommen zu lassen, Warteschlangen und Menschenansammlungen inklusive. Dies war für uns angesichts der seit März bestehenden Coronalage so schlicht nicht vorstellbar“, macht Astrid Hinterthür, Fachbereichsleiterin Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung, deutlich.

Firma hat Einsatz des ursächlichen Stoffs reduziert

Weiterer Aspekt: Die mit der Pandemie verbundene außerordentliche Arbeitsbelastung lässt den Mitarbeitern des Fachbereiches Soziales und Gesundheit nahezu keine Spielräume für andere Aufgaben. „Die Betroffenen werden mit dieser Nachricht natürlich nicht zufrieden sein. Wir bedauern diese Entwicklung ebenfalls, denn wir wären gerne wie angekündigt in das Verfahren eingestiegen“, bedauert Hinterthür.

Da die Untersuchungen Hinweise auf eine langfristige Belastung liefern sollen, ist das Verschieben auf die zweite Jahreshälfte oder möglicherweise sogar auf das Jahresende für alle Beteiligten zwar ein Ärgernis. Die Experten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) sehen den zeitlichen Verzug aber unkritisch. Eine Veränderung der individuellen PCB-Belastung mit möglicherweise falsch-niedrigen oder falsch-negativen Werten sei nicht zu befürchten.

Das Lanuv hat dem EN-Kreis unterdessen die ersten PCB-Immissionsmessdaten aus dem Umfeld der Firma BIW in Ennepetal vorgelegt. An allen drei Messpunkten wurden in den Proben vom Februar die für die Silikonproduktion typischen PCB-Kongenere 47, 51 und 68 gefunden. Das Lanuv sieht hierin die Vermutung der zusätzlichen, vorwiegend gasförmigen PCB-Einträge aus der Silikonproduktion bestätigt.

Dabei wurden in der Nähe der Emissionsquelle höhere Werte gemessen als an den beiden weiter entfernt liegenden Messpunkten am Regenrückhaltebecken und im Wohngebiet Büttenberg.

Diese Ergebnisse besitzen laut Lanuv als erste Einzelwerte – insbesondere angesichts des Regens im Februar – eine begrenzte Aussagekraft. Unter diesem Vorbehalt lasse sich feststellen, dass die vorläufig ermittelte PCB-Belastung an allen Stellen im Bereich der in NRW üblichen Hintergrundbelastung liegt – mit Ausnahme der in unmittelbarer Nähe zum Unternehmen gewählten Messstelle.

Ein einzelner Monatswert lasse aber keinen Rückschluss auf das Jahresmittel oder die im Falle von PCB bedeutsame langfristige Belastung zu.

Parallel zu den Immissionsmessungen laufen weitere Messungen, Kontrollen und Untersuchungen. Dazu zählen neue Grünkohlbehälter, die in der letzten Woche aufgestellt worden sind. Das Messgebiet wurde im Vergleich zu 2019 ausgeweitet. Damit soll den Sorgen der Bürger Rechnung getragen werden, die östlich und nordöstlich des bisherigen Untersuchungsbereiches wohnen. Wieder eingesammelt und auf Schadstoffe analysiert wird der Grünkohl ab August.

Die vom Ennepetaler Unternehmen biw seit Frühjahr installierten Anlagen, die den Flockenflug verhindern sollen, sollen funktionsfähig sein. Das Lanuv überprüft die Berichte dazu jetzt.

Nach Angaben des Unternehmens konnte der Einsatz des chlorhaltigen Vernetzers gut zwei Monate früher als zunächst geplant um 50 Prozent reduziert werden. Bis Ende Juli soll dieser Wert bei 80 Prozent liegen, Ende des Jahres bei 90 Prozent. Red