SPD lässt ein Gymnasium für Sprockhövel prüfen
Aus Sicht der Stadtverwaltung ist der Antrag durchaus sinnvoll, allerdings gebe es noch Fragen zu klären — etwa die des Standorts.
Sprockhövel. So mancher mag vielleicht denken, dass der Antrag der SPD vor allem die Sommerpause füllen soll, doch die Initiative der Sozialdemokraten ist durchaus bedenkenswert: Auf Antrag der SPD soll von den zuständigen Ausschüssen und dem Stadtrat im September entschieden werden, die Einrichtung eines Gymnasiums in Sprockhövel prüfen zu lassen. Aus Sicht der Stadtverwaltung wäre der Prüfungsantrag durchaus sinnvoll, sagt die für Schulfragen zuständige Fachbereichsleiterin Evelyn Müller. Auch die Vertreter der anderen großen Fraktionen im Stadtrat stehen dem Antrag durchaus wohlwollend gegenüber.
Laut Sprockhöveler SPD besuchen derzeit 858 Schülerinnen und Schüler aus Sprockhövel Gymnasien in acht Nachbarstädten — davon pendeln die meisten an Hattinger Gymnasien (457), gefolgt von Gevelsberg (236) und Wuppertal (125). Nach Ansicht der Sozialdemokraten dürfte die Zahl der Schüler aus Sprockhövel in den kommenden Jahren noch wachsen, zudem habe bereits jetzt die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule Probleme, alle Anmeldungen von Schülern „vollumfänglich“ zu bedienen. Aus Gründen der städtischen Attraktivität sei es notwendig, ein differenziertes Bildungsangebot vorzuhalten.
Für die Stadtverwaltung bedeutet der im Raum stehende Prüfantrag auf jeden Fall viel Arbeit. Ein Blick auf die Statistik zeigt allerdings, dass die Prüfung sehr wohl sinnvoll ist. So wechselten zum Schuljahr 2016/17 immerhin 85 Kinder aus Sprockhövel von einer Grundschule auf ein Gymnasium. Bei den Gesamtschulen waren es 80 Jungen und Mädchen. Im Schuljahr 2015/16 waren es 97 Kinder, die auf ein Gymnasium wechselten, und 75 Kinder, die sich für eine Gesamtschule anmeldeten. Beide Schulformen sind die mit Abstand beliebtesten unter den weiterführenden Schulen in Sprockhövel. „Wir haben pro Jahrgang etwa 90 Schüler, die auf ein Gymnasium wechseln“, sagt Müller. Angesichts der Beliebtheit des Gymnasiums als Schulform mache die von der SPD geforderte Prüfung „sicherlich Sinn“, betont Müller.
Allerdings seien im Vorfeld viele Fragen zu klären, bevor überhaupt ein Beschluss über die Einrichtung eines Gymnasiums angegangen werden könne. So müssten die Rahmenbedingungen für eine solche Schule geklärt werden. Dazu zähle auch eine Befragung unter Eltern zum Beispiel von Dritt- und Viertklässlern aus Sprockhövel, um zu ermitteln, wie hoch der aktuelle Bedarf für diese Schulform ist, erklärt Müller. Außerdem müsse sich die Stadt mit den Nachbarkommunen abstimmen, inwieweit die Gründung eines Gymnasiums mit der regionalen Schulentwicklungsplanung vereinbar ist. Auch die Standortfrage sowie eine mögliche finanzielle Unterstützung durch das Land seien zu klären. Laut Müller könnten ein bis drei Standorte für ein Gymnasium in Frage kommen. Nach ihren Angaben müsste die neue Schule dreizügig mit jeweils mindestens 28 Kindern pro Klasse ausgerichtet sein.
Bei den großen Fraktionen des Stadtrates stößt der Antrag der SPD auf offene Ohren, auch wenn es mitunter Kritik an der Art und Weise des Vorgehens gibt. So sieht CDU-Fraktionschef Torsten Schulte in dem Antrag der SPD eine „alte Idee“ seiner Fraktion verwirklicht. Wichtig sei allerdings, dass die mögliche Gründung des Gymnasiums nicht zu einem „Bruch in der Schullandschaft“ führt. Da die Stadt zudem nicht über große finanzielle Mittel verfüge, sei zu prüfen, ob man das Gymnasium zum Beispiel unter der Trägerschaft einer Kirche laufen lässt.
FDP-Fraktionschef Bodo Middeldorf erkennt an, dass die SPD sich zur Schulform des Gymnasiums bekennt, nachdem sie diese sieben Jahr lang „vernachlässigt“ habe. Grundsätzlich stehe man der Einrichtung eines Gymnasiums „durchaus aufgeschlossen gegenüber“, erklärt er. Allerdings sollte bei einer solchen Schule dafür gesorgt werden, dass sie ein besonderes Profil erhalte.
Auch die Grünen im Stadtrat räumen einen grundsätzlichen Bedarf für ein Gymnasium in Sprockhövel ein, hätten sich aber lieber gewünscht, dass der entsprechende Antrag zunächst in die zuständige Arbeitsgruppe der Zukunftskommission eingebracht worden wäre und nicht gleich den Ausschüssen und dem Stadtrat vorgelegt wird.