Politik Sabine Noll ist mit dem Start im Amt zufrieden

Sprockhövel · Die Bürgermeisterin will sich für Handel und Gastronomie einsetzen und die Verwaltung dynamisieren.

Sabine Noll ist Sprockhövels erste Bürgermeisterin.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Seit gut 60 Tagen steht mit Sabine Noll (52) erstmals eine Frau an der Spitze Sprockhövels. Dabei musste die neue Verwaltungsleiterin neben den bekannten Problemen jeder Kommune auch mit der Pandemie zurechtkommen. Dennoch sei der Start ins Amt sehr gut angelaufen. „Ich bin sehr gut von meinen Kollegen aufgenommen worden“, sagt die neue Bürgermeisterin.

„Die Aufgaben waren ja schon im Vorfeld klar und wir konnten sofort loslegen“, erklärt Sabine Noll, die es gerade in diesen Zeiten für wichtig hält, dass die Kommunikation zwischen Politik, Verwaltung und Bürgerschaft gefördert wird. „Keiner muss und darf sich alleine sehen. Wir müssen gemeinsam durch die Krise gehen“, appelliert Noll, dass alle aufeinander achten.

Um Menschen nicht unnötig zu gefährden, habe sie sogar gegen ihre Überzeugung gehandelt und erlaubt Bürgern nur in dringenden und unaufschiebbaren Fällen den Eintritt ins Rathaus. „Generell bin ich der Überzeugung, dass das Rathaus keine Festung sein darf. Leider müssen wir aktuell zum Schutze unserer Mitarbeiter und der Bürger an dieser Maßnahme festhalten“, sagt die Verwaltungschefin.

Sie macht sich natürlich auch Sorgen um die beiden Stadtzentren mit ihrem Einzelhandel und der Gastronomie macht: „Gerade für den Einzelhandel, der ohnehin beispielsweise gegen die großen Onlineplattformen kämpft, kann die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger ihrer Krise wirken. Auch deshalb bitte ich alle, den Handel und die Gastronomie vor Ort zu unterstützen und lokal einzukaufen.“

Bei allen Einschränkungen und allem Einsatz, den die Corona-Pandemie aktuell von der Gesellschaft fordert, betont Noll: „Wir dürfen die täglichen Herausforderungen des Klima- und des demografischen Wandels nicht vergessen.“

Mehr Arbeit
als erwartet

Ohnehin seien die Themen oftmals miteinander verbunden, erklärt die Bürgermeisterin. So herrsche aktuell in Sprockhövel beispielsweise eine deutliche Unterdeckung an altersgerechtem Wohnraum mit den nötigen Pflegeplätzen. Daher müssten ältere Menschen unter Umständen in Seniorenresidenzen in Gevelsberg und andere Städte ziehen. „Daher hoffe ich auf die baldige Baugenehmigung der Wohneinrichtung an der Hombergstraße, damit dort ältere Menschen in unserer Stadt ein attraktives Angebot in Anspruch nehmen können, in der sie ihren Lebensabend in ihrer Stadt zu verbringen“, betont Noll die Wichtigkeit des Projekts, das eines der ersten Bauprojekte in NRW werden soll, das pandemiegerecht gebaut wird.

Auf die Frage nach der Zusammenarbeit mit Volker Hoven, Nolls Widersacher im Wahlkampf, erklärt die Bürgermeisterin: „Wir sind beide Profis. Herr Hoven ist noch vier Jahre vom Rat als Beigeordneter gewählt worden. Dementsprechend arbeiten wir zum Wohle Sprockhövels zusammen“.

Mit dem Theater um den Seniorenbeirat, den Noll auch auf Wunsch von Teilen der Politik zu einem Seniorenausschuss aufgewertet sehen wollte, hat sie auch ihren ersten Aufreger hinter sich. „Dass gerade über solche Entscheidungen diskutiert wird, ist nachvollziehbar. Ich war allerdings nicht davon ausgegangen, dass bestimmte Gruppen immer noch im Wahlkampfmodus sind und dementsprechend handeln. Schließlich hätten die Parteispitzen nach den Gesprächen im Vorfeld das Vorhaben kennen müssen. Daher war die Form der Resonanz für mich insofern überraschend, dass die eigentliche Aufwertung des Beirats zu einem Ausschuss mit Entscheidungsbefugnis nicht gesehen wurde.“

Dass der Beirat neben dem Ausschuss nun weiter existiert, sieht Noll nicht als eine persönliche Niederlage. „Für mich ist es wichtig, dass in derlei zuständigen Gremien der breite Querschnitt der gesamten Sprockhöveler Senioren vertreten ist, und nicht nur ein kleiner Teil.“

Überrascht war Noll auch davon, dass sie nach einem tieferen Blick auf die anstehenden Aufgaben noch mehr Arbeit entdeckte, als sie ohnehin erwartetet hatte. So musste sie feststellen, dass sie den angekündigten Mängelmelder für die Bürger, der zu den einfachsten Umsetzungen gehören sollte, gar nicht so schnell einführen kann, weil die Systeme im Hintergrund noch nicht so weit sind. Hier möchte die erste Bürgerin der Stadt ebenso Tempo reinbringen, wie beispielsweise bei der Wirtschaftsförderung, die sie zur Chefinnensache machen wird.

„Die Unternehmer sollen gerade in diesen Krisenzeiten einen festen Ansprechpartner haben. Auf der Wunschliste steht auch die Dynamisierung der Verwaltung. So dürften sich Baugenehmigungen für Unternehmen sowie Bürger nicht durch unnötige Bürokratie in die Länge ziehen. „Schließlich wollen wir nicht nur die Pandemie besiegen, sondern auch überleben. Das bedeutet auch das wirtschaftliche Überstehen von Bürgern und Unternehmen. Das müssen wir gemeinsam meistern“, sagt Noll.