Abschied Sprocköveler Pfarrer geht nach 20 Jahren in den Ruhestand

Sprockhövel · Thomas Bracht hat viele Veränderungen in der Gemeinde und im Dienst erlebt.

Pfarrer Thomas Bracht engagierte sich auch in der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Schwelm.

Pfarrer Thomas Bracht engagierte sich auch in der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Schwelm.

Foto: Harald Bertermann

Pfarrer Thomas Bracht ist seit dem 1. August im Ruhestand. Am 18. August wird er um 15 Uhr in der Evangelischen Kirche Haßlinghausen feierlich verabschiedet und von Superintendent Andreas Schulte von seinen Aufgaben entpflichtet.

Am 1. Dezember 1993 trat Pfarrer Bracht seine Stelle als Gemeindepfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Haßlinghausen an. „Seitdem habe ich diverse Veränderungen und Umbrüche sowohl in der Gemeinde als auch in meinem Dienst erlebt“, erzählt Pfarrer Bracht. Zwei Gemeindefusionen hat er mitgestaltet, erst mit der Kirchengemeinde Herzkamp und dann mit der Kirchengemeinde Silschede. Dann fiel in seine Amtszeit erst der Ausbau des Paul-Gerhardt-Hauses in Hobeuken, dann der Bau des Glockenturmes und schließlich auch die Schließung des Gemeindehauses. 2016/17 hatte Pfarrer Bracht den Vorsitz der Steuerungsgruppe, die den Neubau des Martin-Luther-Hauses in Haßlinghausen koordiniert hat.

Die ersten 19 Jahre seines Dienstes war er mit 100 Prozent als Gemeindepfarrer in Haßlinghausen beschäftigt. Zusätzlich zu seinem Gemeindepfarrdienst übernahm Bracht im Jahr 2000 die Synodalbeauftragung für Mission, Ökumene und Weltverantwortung im Kirchenkreis Schwelm. Vor allem die Ennepetaler Weltwochen als auch die Partnerschaftsarbeit mit den Kirchenkreisen in West Papua waren hier seine Arbeitsschwerpunkte. Im Jahr 2005 übernahm Thomas Bracht nebenamtlich auch die Koordination der Notfallseelsorge im Kirchenkreis Schwelm. „Neben der Koordination habe ich regelmäßig auch selber viele Einsätze gemacht“, erzählt Bracht.

Großen Wert auf Hausbesuche gelegt

Im Jahr 2012 schlug sich Brachts kreiskirchliches Engagement auch in seinem Stellenzuschnitt nieder. Seine Gemeindepfarrstelle wurde auf 50 Prozent reduziert. Dafür bekam er je 25 Prozent Stellenanteil für die Notfallseelsorge und für den Bereich Mission, Ökumene und Weltverantwortung.

„Während die Notfallseelsorge in den ersten Jahren ausschließlich nur von Pfarrerinnen und Pfarrern geleistet wurde, haben wir heute ein großes ehrenamtliches Team, das ich begleitet und geschult habe“, erklärt Bracht. Die Partnerschaftsarbeit mit West Papua bekam durch ihn ebenfalls neue Impulse. Durch diverse Partnerschaftsbesuche in West Papua und von Christen aus West Papua in Schwelm baute Bracht viele persönliche Kontakte auf.

In der Gemeinde legte Pfarrer Bracht großen Wert auf Hausbesuche, begleitete die Frauenhilfe, war zeitweise als Friedhofsbeauftragter tätig und organisierte unter anderem die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde. „Ich habe im Team des Gemeindebriefes mitgearbeitet, war für die Webseite der Gemeinde zuständig und habe Eva Frigge bei der Pflege unserer Facebook-Seite unterstützt.“

Wenn Bracht jetzt in den Ruhestand geht, will er „einen sauberen Schnitt machen“, wie er sagt. Das heißt, dass er bald mit seiner Ehefrau nach Wetter zieht und sich dann dort ehrenamtlich engagieren will. „Ich kann mir vorstellen, in Wetter Vertretungsdienste in der Gemeinde zu übernehmen und die dortige Notfallseelsorge zu unterstützen.“

Sorge bereitet ihm die Zukunft der Kirche allgemein. Er hofft, dass die diakonische und seelsorgerliche Arbeit der Kirche mehr aufgewertet und intensiviert wird: „Diakonie und Seelsorge sind die Bereiche der Kirche, die gesellschaftliche Akzeptanz erfahren“, betont Bracht. „Und die Kirche muss ihre Wagenburgmentalität ablegen.“ Und da ist er wieder, der kritische Geist, der unter anderem auch auf den Kreissynoden des Evangelischen Kirchenkreises Schwelm immer wieder auch mal unbequeme Fragen gestellt hat.

Außerhalb des kirchlichen Dienstes ist und bleibt Thomas Bracht auch aktiv. „Ich singe seit vielen Jahren im Chor ‚Pro Musica Vocale’ in Sprockhövel und bin in dem Verein auch der 1. Vorsitzende“, erzählt Bracht. Und dann ist da noch seine Leidenschaft für Eisenbahnen. Eine Märklin H0 Anlage und eine Spur N Anlage nach amerikanischem Vorbild warten darauf, weiter ausgebaut zu werden. Und seit zwei Jahren ist Thomas Bracht zudem ehrenamtlicher Gästeführer im Eisenbahnmuseum Bochum.

Langeweile wird wohl nicht bei Thomas Bracht aufkommen, wenn er jetzt im Ruhestand ist. „Aber ich frage mich schon, wie willst du deine Tage jetzt strukturieren“, erklärt Pfarrer Thomas Bracht. Vielleicht kommen ihm ja gute Ideen auf den verschiedenen Reisen, die er zusammen mit seiner Frau in Zukunft vermehrt unternehmen möchte.

(Red)