Zwiebelturmkirche: Handarbeit gefragt
Für die Sanierung des maroden Wahrzeichens fehlen noch rund 150 000 Euro. Die Gemeinde hofft, Ende des Jahres starten zu können.
Niedersprockhövel. Hochzeiten, Taufen, Konzerte, Veranstaltungen - die Zwiebelturmkirche an der Hauptstraße in Niedersprockhövel prägt nicht nur optisch das Bild der Stadt, sondern auch das Leben der Menschen. „Das charakteristische Dach hat die Zwiebelturmkirche zum Wahrzeichen von Sprockhövel gemacht“, weiß auch Baukirchmeisterin Renate Erner. Doch die Kirche bröckelt.
„Die Kirche ist aus Sandstein gebaut“, so Erner. „Und dieser ist in die Jahre gekommen. Immer wieder brechen aus der Fassade kleine Stückchen heraus.“ Der Eingangsbereich der Zwiebelturmkirche ist vor einigen Jahren bereits überarbeitet worden. Nun aber ist die komplette Außenwand betroffen. Eine Großbaustelle: „Die Kirche muss komplett eingerüstet werden. Dann kann ein Steinmetz die maroden Stellen abschlagen.“ Während noch bis vor einigen Jahren Sandstrahlen die gängige Praxis war, ist heute Handarbeit gefragt, denn „Sandstrahlen zerstört die Oberflächenstruktur“, berichtet Erner.
Sachverständige haben inzwischen die Kirche gründlich unter die Lupe genommen und weiteren Handlungsbedarf festgestellt. „Das Dach muss komplett neu gemacht werden. In einigen Balken hat sich der Holzwurm eingenistet und diverse Schieferschindeln müssen ausgetauscht werden.“ Ob die Zwiebel neu gedeckt werden muss, ist noch nicht abschließend geklärt. Das Problem hier: „Die Denkmalbehörde hat verfügt, dass der gleiche Schiefer verwendet werden muss, mit dem das Dach ursprünglich gedeckt wurde“, so Erner. „Außerdem gibt es nur wenige Firmen, die die sogenannte Welsche Haube eindecken können.“
Und auch der Innenraum hat gelitten. „Es sind deutliche Risse erkennbar, durch die zum Teil auch Feuchtigkeit eintritt“, berichtet die Fachfrau. An einigen Stellen haben sich bereits unschöne Flecken gebildet. Auch die Erneuerung der Bodenplatten steht an. Dieses Projekt hat die Gemeinde zwar vor einigen Jahren schon in Angriff genommen, am Ende fehlte jedoch das Geld. Und das ist auch diesmal das Problem. „Die Kirche steht unter Denkmalschutz und soll - bis auf kleine Farbabweichungen - genauso wieder hergestellt werden, wie die Sprockhöveler sie kennen.“ Die Gemeinde rechnet mit Kosten von mindestens 600 000 Euro. Da die Dachkonstruktion von außen nur bedingt einsehbar ist, kann es durchaus sein, dass weitere Schäden zum Vorschein kommen. „Es kann auch ein Betrag von rund einer Millionen Euro zusammen kommen“, fürchtet Renate Erner.
Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahren zwar eine Baurücklage gebildet, doch für die komplette Sanierung fehlen noch rund 150 000 Euro. Die Bürger seien sehr engagiert. Sie wollen ihr Wahrzeichen retten. „Vor etwa drei Wochen hat die Firma WKT (Westfälische Kunststoff Technik) ein Spendenbarometer gefertigt, das von außen an der Kirche angebracht wurde“, berichtet Erner. In nur wenigen Wochen kamen 25 000 Euro zusammen. „Außerdem steht in vielen Geschäften eine Sammelbüchse.“
Trotzdem werden in der Gemeinde noch Ideen gesucht. Am 25. Januar tagt der Fundraising-Ausschuss der Gemeinde. Dort soll über weitere Aktionen nachgedacht werden. „Wir hoffen Ende 2017, Anfang 2018 mit den Arbeiten beginnen zu können“, so die Baukirchmeisterin.