NRW Stadt will künftig besser warnen

Reisholz · In einer Sondersitzung zum Hochwasser im Juli musste sich die Verwaltung die Frage gefallen lassen, warum es eine besondere Warnung nur für die Ostparksiedlung gab. Ein Mensch war bei den Überflutungen ums Leben gekommen.

Viele Straßen und Häuser wurden im Juli überschwemmt.

Foto: Krebs, Andreas (kan)

In einer Sondersitzung im Castello in Reisholz versuchte die Verwaltung der Politik ausschussübergreifend offene Fragen zum „Jahrtausendhochwasser Bernd“ zu beantworten. Im vergangenen Juli hatte das Unwetter große Schäden in Düsseldorf verursacht, als vor allem die Düssel über die Ufer trat. Ein Mensch kam bei den Überflutungen ums Leben. Im Mittelpunkt der Sitzung stand die Renaturierung der Gewässer und wie in Zukunft bei derartigen Schlecht-Wetter-Ereignissen eine bessere Warnung der Bevölkerung erfolgen kann.

Als Markus Dreist (SPD) aus der Bezirksvertretung 8 die geplanten Renaturierungsmaßnahmen der Stadt in der Informationsvorlage gelesen habe, sei ihm fast der Kragen geplatzt. Seit Jahren bekomme er die gleichen Antworten, die Probleme seien nicht neu, auch jetzt würden die jeweiligen Bauabschnitte nur aufgelistet, statt Tempo wegen der Dringlichkeit zu machen. „Aber wann kommt es in der Verwaltung an, dass etwas passieren muss“, fragte Dreist. Stadtkämmerin Dorothée Schneider sagte, dass es keine Frage des Geldes sei, aber bei der Planung sei die Stadt auch immer von Partnern abhängig. Ingo Noppen, Leiter des Stadtentwässerungsbetriebes, erklärte, dass auch Personal fehle und es nicht gänzlich sicher sei, dass die Maßnahmen wie geplant im Jahr 2027 beendet sind. Jürgen Fischer (Grüne) wunderte es, dass zwar die finanziellen Mittel bereitstehen, aber es anscheinend keine Möglichkeiten einer Beschleunigung bei der Umsetzung gibt.

Für die Bürger auf der Tribüne des Castello war auch von Bedeutung, warum nur die Ostparksiedlung über die Warn-App Nina und mit Lautsprecherdurchsagen gewarnt wurde. Etwa im südlichen Gerresheim, in Vennhausen und Eller war dies nicht der Fall. „Die verantwortlichen Stellen und die Einsatzkräfte waren offenbar lange Zeit – geschätzte zehn Stunden lang – bedenklich ,blind’ und handlungsunfähig bezüglich des Schadensausmaßes der zweiten Welle außerhalb der Ostparksiedlung. Anders ist nicht zu erklären, dass keinerlei allgemeine Handlungsanweisungen an die Bevölkerung ausgegeben worden sind“, heißt es in einer Stellungnahme von Bürgern aus dem Süden zum Bericht der Verwaltung. Auch für Markus Raub (SPD) war die „selektive Warnung der Ostparksiedlung zu wenig“, sie hätte auch in anderen Bereichen, wo die Düssel zur Gefahr wurde, erfolgen müssen.

Krisenstabsleiter Christian Zaum räumte keinen Fehler ein, kündigte aber an, dass man in Zukunft bei derartigen Ereignissen „präziser und vorzeitiger warnen“ möchte. Die Stadt habe im Juli über sämtliche Kanäle wie Medien und Social-Media gewarnt, doch hätten sich offensichtlich nicht genug Menschen angesprochen gefühlt: „Vielleicht haben wir zu pauschal gewarnt. Daraus werden wir unsere Lehren ziehen.“ Zaum wies aber auch darauf hin, dass Düsseldorf eine solche Hochwasserlage und zusätzlich den anhaltenden Starkregen noch nicht zuvor erlebt habe. Es sei eine Fülle an Informationen beim Krisenstab eingelaufen, die koordiniert werden mussten, um stadtweit Maßnahmen einzuleiten. Feuerwehr-Chef David von der Lieth sagte, dass keine konkrete Eingrenzung des Gebiets, in dem die Flut besonders schlimm war, möglich gewesen sei. Man werde sich weiterentwickeln und für weitere Ereignisse gerüstet sein. Den Einsatz von Warnsirenen schloss er für die Zukunft weiter nicht aus, doch dann soll möglichst auch über „Cell Broadcast“ die Bevölkerung gewarnt werden. Bei dieser Technik werden Warn-SMS an alle Empfänger innerhalb einer Funkzelle verschickt.

Aufgrund der vielen Fragen von Bürgern hat Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) einen Beratungs- und Informationstag „Hochwasser“ initiiert, der am 19. September von 11 bis 18 Uhr im Innenhof des Rathauses stattfindet. Experten stehen bereit, um gezielt zu beraten und auf die individuellen Situationen von Betroffenen einzugehen.