Maßnahmen Rationierte Mengen, Einlassregeln: Supermärkte wappnen sich in der Corona-Krise
Düsseldorf · Kassiererinnen in Supermärkten arbeiten nah am Menschen. Mit Abstand und Ordnern sollen die Kunden zur Vernunft angehalten werden.
Mehr Abstand, rationierte Mengen, Einlassregeln: Supermärkte in Nordrhein-Westfalen führen striktere Regeln ein. In einem Düsseldorfer Aldi bieten seit Mittwoch Plexiglasscheiben den Kassiererinnen Schutz vor den Kunden. Ein wenig zumindest. „Ich habe auch Angst, mein Mann gehört zur Risikogruppe“, sagt eine Kassiererin, während sie mit pinken Gummihandschuhen die Ware über den Scanner zieht. Auf Zetteln und Bildschirmen werden Kunden auf Kartenzahlung und Hygieneregeln hingewiesen. Im Kassenbereich markieren Klebebänder den Abstand zum Vordermann.
„Für Plexiglasscheiben haben wir gar kein Geld. Wir sollen uns eine Obsttüte über den Kopf ziehen“, berichtet eine Kassiererin eines anderen Discounters lachend, wohl wissend, dass es gar nicht lustig ist. Auf Anfrage hat der Discounter bis zum Abend nicht reagiert. Galgenhumor gegen den fehlenden Schutz. Angst hätte sie nur vor hustenden Kunden. Sie hat die Tür ihrer Kassenkabine geöffnet, um ein paar Zentimeter mehr zwischen sich und den Kunden zu bringen.
In einem Rewe in der Düsseldorfer Innenstadt wurden zwei Securitymänner abgestellt. „Hier ist noch nichts passiert, aber man weiß ja nie. Die Regale sind leergekauft“, kommentiert eine Kassiererin die Anwesenheit des Sicherheitspersonals. Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft kann eine vermehrte Nachfrage nach Sicherheitspersonal bestätigen. „Die Anfragen steigen“, erklärt eine Sprecherin.
Der Zugang zum Edeka in der Wuppertaler Rathaus Galerie wird bereits beschränkt. Bilder, die nur aus Südeuropa bekannt waren, werden somit auch hier Realität. Menschen stehen Schlange, ehe sie die Versorgungsgeschäfte betreten dürfen. Dadurch soll verhindert werden, dass sich zu viele Kunden gleichzeitig im Geschäft aufhalten. „Wir haben Abstandsmesser und viele Hinweisschilder aufgehängt“, sagt eine Mitarbeiterin. Die Plexiglasscheiben sollen in den kommenden zwei bis drei Tagen geliefert werden.
Sie wundert sich nur über die vielen Toilettenpapierkäufe. „Das ist nicht mehr normal. Ich glaube, die Leute tapezieren damit“, kommentiert sie nicht ganz ernst gemeint. „Wir brauchen die Paletten gar nicht mehr ausräumen, die sind sofort leer gekauft.“ Nicht immer läuft das friedlich ab. In einem Mannheimer Supermarkt wollte ein 47-Jähriger laut Polizei am Mittwoch mehrere Packungen Toilettenpapier kaufen. Weil zwei Angestellte ihm das verwehrten, beleidigte der Mann diese zunächst und versuchte dann, sie mit der Faust zu schlagen. Auch in Bremen musste die Polizei wegen des begehrten Papiers ausrücken. Eine Kundin wollte eine geltende Kaufbeschränkung nicht akzeptieren. Die 41-Jährige habe sich deshalb in einem Supermarkt mit der Verkäuferin angelegt und sie geschubst. Ihr 45 Jahre alter Begleiter habe einem Kollegen der Angestellten mehrere Faustschläge versetzt, teilte die Polizei mit.
Kunden aus Wuppertal hingegen berichten von Diebstahl aus dem Einkaufskorb, während sie andere Produkte suchten. „Wir sind momentan Versorger, Hamsterkaufverhinderer und Volkserzieher“ beschreibt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands NRW, Peter Achten, die Situation. Der Einsatz von Sicherheitspersonal und Zugangsbeschränkungen unterliege der Entscheidung der einzelnen Märkte. Gleiches gilt für eine extra Einkaufsstunde für ältere Menschen. „Das wird je nach unterschiedlicher Betroffenheit geregelt“, sagt Achten. Allerdings würde „es guttun, wenn alle den gesunden Menschenverstand benutzen“, meinte Achten zur Situation in den Lebensmittelgeschäften. Gemeint sind Abstand halten, nichts unnötig anfassen.
Gesittet geht es bisher im großen Edeka Zurheide in Düsseldorf zu. „Hier läuft alles ganz charmant, wir brauchen kein Sicherheitspersonal“, sagt Marktleiter Klaus-Dieter Baumgarten. Zumindest im Moment noch nicht.