Abriss Union Solingen-Stadion: Flutlichtmasten gefällt
Solingen · Drei der vier mehr als 30 Meter hohen Stahlkonstruktionen wurden gefällt. Abriss ist in maximal einem Monat abgeschlossen.
Ein kurzes Knacken, ein langer Fall und ein lauter Knall. So endete am Mittwoch am Hermann-Löns-Weg eine Ära. Drei der vier Flutlichtmasten des ehemaligen Union-Stadions wurden am Mittwoch von einem Abbruchspezialisten aus Lingen gefällt. In einem Stück krachten die mehr als 30 Meter hohen Stahlkolosse auf das frühere Spielfeld. Aus organisatorischen Gründen wird der vierte Mast erst am Donnerstag gefällt. Damit ist die letzte sichtbare Erinnerung an erfolgreiche Tage des Solinger Fußballs Geschichte.
Seit September laufen die Abrissarbeiten am Hermann-Löns-Weg. Neben dem Spielfeld wurden nach und nach die Tribüne sowie die Stehränge abgerissen. Auf dem Grundstück entsteht ein Neubaugebiet.
„Das funktioniert quasi wie Baumfällen“, erläuterte Frank Sauermilch. Der Ingenieur ist Projektleiter bei der Abbruchfirma Moß. Ein Hydraulikbagger brachte ein an den Masten befestigtes Stahlseil auf Spannung. Zuvor hatten Statiker bereits Stellen an den Pfeilern markiert, die ein Mitarbeiter der Firma mit einem Schneidbrenner schwächte. Knapp eine Viertelstunde wurde jeder Mast bearbeitet, ehe er umstürzte. Übrig blieb aufgewirbelter Staub.
Möglich wäre laut Sauermilch auch gewesen, die stählernen Riesen zu sprengen. In einer Kosten- und Risikoabwägung habe sich die Fällung jedoch als beste Lösung herausgestellt.
Mehr als 30 Schaulustige verfolgten das Spektakel als Zaungäste
Mit dem bisherigen Verlauf der Abriss-Arbeiten sind die Verantwortlichen zufrieden. Die liegenden Masten werden nun von Baggern auseinandergenommen und in Einzelteilen abtransportiert. Anders ist das Vorgehen bei der Tribüne. Das aussortierte mineralische Material liegt gehäuft auf dem ehemaligen Stadion-Gelände. Vor Ort wird es von einer speziellen Recyclingmaschine gekörnt und kann anschließend für den Straßen- und Wegebau im Neubaugebiet wiederverwendet werden.
Frank Sauermilch schätzt, dass die Abrissarbeiten in spätestens vier Wochen komplett abgeschlossen sind. Die metertiefen Fundamente der Masten müssen zunächst freigelegt und anschließend gestemmt werden. Auch der Kunstrasenplatz neben dem Stadion erwartet noch den Abrissbagger.
Dass die Arbeiten außergewöhnlich waren, machten nicht zuletzt die mehr als 30 Schaulustigen deutlich. Wie in den guten alten Zeiten wohnten sie dem Spektakel als Zaungäste bei. Auch Frank Sauermilch gestand trotz aller Professionalität: „Ein Stadion mit so großer Historie bricht man schon mit einer Träne im Knopfloch ab.“
Ein Kreis schloss sich für Michael Schmitz. Der Ohligser wohnte 1982 dem ersten Flutlicht-Spiel am Hermann-Löns-Weg bei. Zuvor hatte er den Bauforschritt verfolgt. Während den 14 Jahren (1975 bis 1989), die die Union in der zweiten Liga antrat, habe er kaum ein Spiel verpasst. An viele große Duelle kann er sich erinnern: Frankfurt, Schalke oder Dortmund zu Gast in der Klingenstadt. „Das heute zu sehen, stimmt mich traurig. Die Union war das Aushängeschild des Solinger Fußballs“, sagte Schmitz. Er hatte seinen sechsjährigen Enkel zur Fällung mitgebracht. Gespannt schaute Jakob den Abrissarbeiten zu. Von der Union weiß er nicht viel. Jakob ist Fan von Borussia-Dortmund.