Gastbeitrag Wasserstoff ist der neue Hoffnungsträger der Energiewende
Mit der milliardenschweren und lang ersehnten nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung Aufsehen erregt – fast ein Jahr wurde darüber diskutiert. Ein Plädoyer für den aussichtsreichen Energieträger.
Wasserstoff ist als sauberer Energieträger gerade extrem gefragt und absolut im Trend. Mit der milliardenschweren und lang ersehnten nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung Aufsehen erregt – fast ein Jahr wurde darüber diskutiert.
Ausgerechnet zur Zeit der Corona-Pandemie könnte die Wasserstoff-Industrie den Durchbruch schaffen. Wasserstoff ist ein vielseitiger Energieträger in der Industrie und im Verkehr: Das flüchtige Gas, das sich bei minus 253 Grad verflüssigt, hat das Potenzial bisherige Brennstoffe wie Öl, Koks oder Erdgas in der Stahl- und Chemieindustrie, im Schwerlastverkehr, im Luftverkehr und in Teilen der Seeschifffahrt zu ersetzen. Die Chancen stehen also gut, dass Wasserstoff in einigen Jahren weltweit eine ähnliche Erfolgsgeschichte erleben wird, wie derzeit die erneuerbare Stromerzeugung.
Seit die erneuerbaren Energien die Stromerzeugungskosten der konventionellen Kraftwerke deutlich unterbieten und auch die Technologie der Wasserstoffelektrolyse (Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zur Wasserstoffgewinnung) merklich günstiger geworden ist, kam viel Bewegung in den Wasserstoff-Markt. Viele Marktakteure glauben, dass sich hier die – maßgeblich von Deutschland angeschobene – ökonomische und ökologische Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren wiederholen kann.
Deutschland ist weltweit führend in vielen Technologiefeldern wie beispielsweise bei der Wasserstoffelektrolyse, aber auch in der großmaßstäblichen Nutzung für CO2-freien Stahl oder bei der klimaneutralen Kunststoffherstellung. Deutschland hat das Potenzial sich hier eine führende Position zu sichern – dafür braucht es aber den Mut und das Durchhaltevermögen massiv in die Wasserstoff-Zukunft zu investieren.
Da sich Wasserstoff sowohl inländisch erzeugen als auch importieren lässt, ergeben sich aussichtsreiche internationale Allianzen: Viele Länder des globalen Südens könnten ihre eigenen Energiebedarfe durch die Nutzung von Wasserstoff als Energiequelle besser decken. Außerdem können sie durch den Export sauberer Energie und den daraus hergestellten Produkten die eigene Wirtschaftsentwicklung ankurbeln. Forschende des Wuppertal Instituts untersuchen beispielsweise im Projekt MENA-Fuels, welche neuen Handelsbeziehungen sich zwischen der MENA-Region (Middle East & North Africa), in Deutschland sowie der EU hinsichtlich synthetischer Kraftstoffe ergeben können. Sie analysieren und bewerten dafür das Potenzial für die Erzeugung und den Transport von Elektrizität, Wasserstoff, Zwischenprodukten oder Kraftstoffen in der MENA-Region.
Doch bevor diese schöne neue Wasserstoffwelt Wirklichkeit wird, sind immens hohe Zukunftsinvestitionen erforderlich und wir müssen in Deutschland vor allem dazu beitragen, den Ausbau der erneuerbaren Energien wieder zu beschleunigen. Der Erfolg von Wasserstoff hängt maßgeblich davon ab, wie gut auch die Bürgerinnen und Bürger eingebunden werden. Es sollte deutlich werden, dass jede und jeder letztendlich in seine eigene Zukunft investiert.