Schulentwicklung 500 Millionen Euro für den Schulbau in Wuppertal

Wuppertal · An einigen Stellen hakt der Zeitplan. Das GMW spricht von einem „großen Arbeitsvorrat“ für die nächsten Jahre, die FDP fordert mehr Kontrollen, auch extern.

 Der Neubau an der Dieckerhoffstraße ist Bestandteil einer der „Ketten“, bei denen mehrere Pojekte im Schulbau voneinander abhängen.

Der Neubau an der Dieckerhoffstraße ist Bestandteil einer der „Ketten“, bei denen mehrere Pojekte im Schulbau voneinander abhängen.

Foto: WZ/Fries, Stefan (fri)

Schule, Schule und noch mal Schule: Der Investitions-Schwerpunkt ist für das Städtische Gebäudemanagement (GMW) für die nächsten Jahre klar gesetzt. Gut 500 Millionen Euro verbaut die Stadt bis 2028 - von der Grundschule bis zum Gymnasium. Allein 70 Millionen sind es in diesem Jahr, 14 Projekte laufen oder beginnen 2021. Doch nach dem Planungsdesaster rund um die Hardt und dem sich verzögernden Umzug des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau (GGJR) und der Gesamtschule Else Lasker-Schüler steht das GMW unter Druck. „Unser Vertrauen ist schon arg beschädigt“, sagt Karin van der Most (FDP), Vorsitzende des Schulausschusses.

Im Großen und Ganzen arbeite das GMW gut, betont sie. „Viele Sachen laufen.“ Doch die jüngsten Entwicklungen hätten gezeigt, „dass wir frühzeitiger informiert werden müssen, vor allem über die Risiken“. Was ist abgearbeitet, was noch nicht? Im April vergangenen Jahres legten Stadt und GMW die Fortschreibung des Schulentwicklungsplans vor, also die Zeitschienen, in denen die Neubauten, Sanierungen & Co. abgewickelt werden sollen.

Trotz Corona, das damals für den Plan noch gar nicht berücksichtigt werden konnte, seien die Daten noch weitgehend aktuell, sagen Mirja Montag, Leiterin des GMW, und Thomas Lehn, zuständig für die Schulen, in einer Videokonferenz mit der WZ. Kleinere Verzögerungen gebe es aber, neben den größeren beim GGJR und „Else“. Sie sprechen von einem „großen Arbeitsvorrat“, den das GMW vor sich hat.

FDP bringt externe Hilfe
für das GMW ins Gespräch

Vielleicht zu groß? Die siebte Gesamtschule, deren Finanzierung auch noch nicht abschließend geklärt sei, und die Ausweichquartier-Suche für GGJR und „Else“ seien bereits immense Aufgaben. „Kann das GMW das allein stemmen?“, fragt Karin van der Most und bringt externe Hilfen ins Gespräch - die aber, räumt sie ein, natürlich Kosten verursachen würden.

Positiv aus Sicht des GMW ist festzuhalten: Die Pandemie hätte nicht so eingeschlagen, wie befürchtet, sind sich Montag und Lehn einig. Auswirkungen hatte sie trotzdem. Einzelne Baustellen, die stillstanden, weil Mitarbeiter infiziert waren zum Beispiel. Besichtigungen vor Ort seien zudem schwieriger geworden. Und an der Gewerbeschulstraße stockt die Planung aktuell, auch das alte Gebäude dort steht noch. Das Problem: Das Projekt musste europaweit ausgeschrieben werden, das Architekturbüro sitzt in Den Haag - und darf aktuell nicht einreisen für einen Vor-Ort-Termin.

Die Gewerbeschulstraße ist Bestandteil einer „Kette“ mit den Gebäuden Röttgen 110, Schluchtstraße und Ritterstraße und mit der Förderschule am Nordpark, der Hauptschule Barmen-Südwest, dem Berufskolleg am Haspel und der neu zu bildenden Grundschule an der Gewerbeschulstraße. Um eine der Schulen zu sanieren, weichen die Schüler in andere Gebäude aus.

Aktuell werden auch Verzögerungen bei der Matthäusstraße, die ebenfalls zu einer „Kette“ gehört, befürchtet. Ebenfalls nicht ganz im Zeitplan liegt die Grundschule Hainstraße. Die Planung zum Neubau stockt. „Der Unterricht läuft normal weiter.“

Bis zum Mai soll eine Alternative präsentiert werden

Auswirkungen wird aber auch die Neuplanung für das GGRJ und die „Else“ haben. Bis Mai will das GMW eine Alternativlösung präsentieren, da die Container bekanntlich nicht so und vor allem nicht so früh wie vorgesehen auf der Hardt aufgestellt werden können. Durch die neue Planung sei Personal für andere Projekte nur noch beschränkt einsetzbar, sagt Lehn. Auch beim GMW ist die Personalsituation angespannt. Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Weil für das Freibad Mählersbeck eine Förderung möglich war, wurde der Projektleiter des Rathauses Elberfeld auf die „Mäh“ angesetzt. Die Sanierung des Denkmals am Neumarkt liegt damit erstmal auf Eis.

In den kommenden Jahren könnten sich auch die Prioritäten beim Thema Schule verschieben, sagen Kühn und Montag. Bei den Förderschulen stiegen die Schülerzahlen zum Beispiel kontinuierlich. „Wir platzen aus allen Nähten“, sagte Marianne Kuhlmann, Leiterin der Förderschule am Nordpark, bereits im vergangenen Jahr. „Und das ist auch weiter so. Die Zahlen explodieren“, betont sie jetzt gegenüber der WZ. 300 Schüler sind es insgesamt, verteilt auf die Hauptstelle am Nordpark und die Dependance am Röttgen (seit 2019). Eigentlich steht irgendwann ein großer Neubau für die Förderschule an - der hat sich aber verzögert, auch, weil die Schule Bestandteil einer der „Ketten“ ist. „Wir warten auf diese große Lösung.“ Bis dahin arbeite man gemeinsam mit dem GMW an Übergangslösungen. So sollen am Röttgen zusätzlich zwei Container aufgestellt werden. „Aber eigentlich bräuchten wir zwei Förderschulen für geistig Behinderte in Wuppertal.“

Auch die Stadt kenne den Bedarf, sagt Kühn. Die Überlegung, in den ehemaligen Schulstandorten Elfenhang und Hufschmiedstraße Grundschulen einzurichten, wurden bereits aufgegeben. Stattdessen sind sie jetzt als Förderschulen vorgesehen – wobei an der Hufschmiedstraße zunächst bis 2023 Schüler des Gymnasiums Bayreuther Straße einziehen, solange dort der Umbau läuft.