Hotelerie Die „Oase in der Stadt“ setzt auf Nachhaltigkeit

Zentrum. · Das NinetyNine Hotel in der alten Dresdner Bank hat eröffnet und will mit einer Wohlfühl-Dschungel-Atmosphäre punkten.

 Julia Rothausen in der Bar des NinetyNine Hotels.

Julia Rothausen in der Bar des NinetyNine Hotels.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Ein gelbes Klavier in der Lobby und ein Äffchen auf jedem Zimmer: Das NinetyNine-Hotel in der ehemaligen Dresdner  Bank an der Neumarktstraße hat eröffnet — und  will mit seinem ganz eigenen Stil gegenüber der Konkurrenz punkten. Von einer „Oase in der Großstadt“ und „Dschungel-Atmosphäre“ war stets die Rede, wenn die Centro Gruppe, die hinter dem neuesten Hotel-Zuwachs in Elberfeld steht, ihr Konzept beschrieb. „Die Leute sollen sich einfach wohlfühlen“, erklärte auch Lorenz Maurer, Director of Operations bei NinetyNine, beim Pressetermin am Dienstag.

Viel Wert habe man zum Beispiel auf die Lobby gelegt, wo sich die Gäste, aber auch die Wuppertaler, gerne aufhalten sollen und zudem in die Tasten greifen können. „Wer eincheckt, wird gefragt, ob er Klavier spielen kann“, sagte Maurer lachend und erzählte von einem Spontankonzert im Hotel in Heidelberg, das im April als erstes der neuen Marke eröffnet wurde.

In Wuppertal läuft gerade das „Soft-Opening“, wie es die Centro-Gruppe — „ein Familienunternehmen“, so Maurer — nennt. 17 Mitarbeiter sind im Einsatz, demnächst sollen es noch mehr sein, wenn auch Mittagstisch angeboten wird. Bowl-Gerichte werden angeboten, bewusst kein Essen a la carte. Noch sind nicht alle Zimmer fertig, die ersten aber  schon vermietet, pro Nacht für 54 Euro. In Zukunft werden die Preise aber steigen, kündigt der Direktor an. Abhängig sei das natürlich auch von Veranstaltungen in Wuppertal und der Region. Zielgruppe seien vor allem Geschäftsleute, die Zimmer deshalb eher klein. Schränke fehlen zum Beispiel, dafür aber wird die Dschungel-Optik in jeden Raum getragen.

Es sei kein „Bio-Hotel“, aber NinetyNine setze auf Nachhaltigkeit, so Maurer. Das fange bei Kleinigkeiten an wie Zahnputzbechern aus Bambus und gehe bis zu einem eigenen E-Mobil für jedes Hotel und E-Bikes, die es ebenfalls in Kürze geben soll.

Gut eineinhalb Jahre dauerte der Umbau der Immobilie, die bis 2012 eine Bank war. Gut 10,5 Millionen Euro investierte die Gruppe. Nach jahrelangem Leerstand gibt es also wieder Leben an der Neumarktstraße, was von Politik und Nachbarschaft freudig aufgenommen wurde. Allerdings mischten sich unter die positiven Töne auch kritische Stimmen. Von einer „Hotelschwemme“ in der Stadt war die Rede, schließlich ist das NinetyNine nicht das einzige, das neu dazu kommt. Und auch nicht das letzte, bekanntlich wird Arnt Vesper sein Postboutique Hotel am Platz am Kolk auch noch eröffnen.

Maurer ist angesichts der Konkurrenz und, wie immer wieder kolportiert wird, sinkenden Übernachtungszahlen aber nicht bange. „Es kommt aufs Produkt an.“ Das NinetyNine werde sich durchsetzen, weil es sich eben von den anderen Betrieben absetze.

120 ehemalige Bank-Mitarbeiter freuen sich auf ein Wiedersehen

Gespannt die Entwicklung rund um das ehemalige Bank-Gebäude hat auch Frank Römpke verfolgt. Der Sonnborner arbeitete 40 Jahre bei der Dresdner Bank und bis zuletzt auch noch an der Neumarktstraße. „Wenn man dann sieht, wie so ein Bau über die Jahre vergammelt, ist man schon traurig. Man hat ja einen großen Teil seines Lebens dort verbracht“, sagt er. Umso erfreuter nahm er die Nachricht auf, dass der Leerstand zum Hotel umgebaut werden sollte. „Ich war auch schon nach der Eröffnung drinnen und muss sagen, das macht einen guten Eindruck.“

Doch nicht nur er, sondern viele Ex-Kollegen waren neugierig, was aus „ihrer“ Bank wird. Anfang September werden sich 120 ehemalige „Dresdner“ im NinetyNine Hotel treffen. Eine „Glühwein“-Idee, wie Römpke schmunzelnd erzählt. Auf dem Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr hatte sich eine kleine Schar am Stand der „Lions“ getroffen. „Von da hatten wir ja den Blick auf die Baustelle“, erinnert sich Römpke. Dass der Vorschlag auf ein Wiedersehen aber eine solche Welle lostreten würde, „hätte ich nie gedacht“.