Anklage: Mit Horror-Collagen die Mordlust gesteigert
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit erklärte der 25 Jahre alte Angeklagte gestern, wie und warum er seine 28 Jahre alte Bekannte tötete.
<strong>Wuppertal. Es war ein kurzer Auftritt: Um 9.21 betrat Christian S. den Aufzug, der ihn aus dem unterirdischen Hafttrakt des Justizzentrums direkt in den Saal 4 befördert. Mit scheuem Blick sucht der 25-Jährige den Kontakt zu seiner Verteidigerin. Er ist blass. Seine Jeans, der dunkle Fleece-Pullover und die zum Zopf gebundenen dunkelbraunen Haaren lassen ihn normal, ja alterslos wirken. Es ist der erste Blick der Öffentlichkeit auf einen jungen Mann, der den wohl brutalsten Mord der vergangenen Jahre in Wuppertal auf dem Gewissen haben soll.
Staatsanwalt Rüdiger Ihl verliest die Anklage. Es ist der nackte Horror. In der Nacht auf den 25. November des vergangenen Jahres befand sich Christian S. in der Wohnung seines arglosen Opfers an der Westkotter Straße.
Irgendwann griff er dort zu einem Schraubenzieher, stach rücklings auf die arg- und wehrlose Frau ein - die Hiebe trafen mehrfach in den Nacken. Doch laut Ihl stach S. auch in beide Ohren und in die Augen des Opfers.
Staatsanwalt Rüdiger Ihl gestern während der Verlesung der Mord-Anklage
Unfassbar. Auf der Anklagebank schließt Christian S. immer wieder wie betäubt die Augen. Atemlose Stille im Saal. Laut Anklage hat er getötet, um zu sehen, wie ein Mensch stirbt. Mit selbst gebastelten Collagen, die brutale Folter und Sexszenen zeigen, hatte sich der junge Mann zuvor in Stimmung gebracht, seine Mordlust gesteigert, heißt es. "Er ist eine Gefahr für die Allgemeinheit", sagt Staatsanwalt Ihl in das blanke Entsetzen im Gerichtsaal 4 hinein.
Hinter verschlossenen Türen versuchte Christian S. dann die Tötung zu schildern und zu erklären. Schon um 13 Uhr war dann der erste Verhandlungstag zu Ende, der 25 Jahre alte Angeklagte bereits wieder auf dem Weg ins Gefängnis.
Der Prozess wird heute fortgesetzt.