Auch Kinder suchen im Frauenhaus Hilfe
Neben den Frauen leiden auch ihre Kinder. Ohne Hilfe, bleiben Schäden fürs ganze Leben.
Wuppertal. Jedes Jahr suchen rund 100 Frauen Zuflucht im Wuppertaler Frauenhaus. Sie haben Schlimmes durchgemacht, sind von ihren Männern oder Partnern misshandelt und gedemütigt worden. Doch, was viele vergessen: Ebenso viele Kinder sind betroffen - oftmals haben sie Gewaltausbrüche und Drohungen über Jahre miterleben müssen.
"Wenn der eigene Vater die Mutter beispielsweise mit den Worten ,ich schmeiße Dich aus dem Fenster’ anbrüllt, dann hat das für die Kinder ähnliche Auswirkungen als seien sie selbst das Opfer", sagt Sozialpädagogin Carola Hartung, langjährige Mitarbeiterin des Frauenhauses.
Die Folge seien häufiges Einnässen, Schlafstörungen, Konzentrations- und Schulprobleme. "Wir haben aber auch Kinder, die direkt auffallen, weil sie aggressiv sind und die Gewalt, die sie erlebt haben, massiv kopieren", sagt Hartung.
Aus diesem Grund kümmert sich das Frauenhaus verstärkt um die betroffenen Kinder. In Zusammenarbeit mit der Mutter wird der Kontakt zur Familienhilfe, zu Therapeuten oder Logopäden hergestellt, um die Entwicklungsdefizite langfristig aufzuarbeiten. Falls gewünscht, hilft das Team den Kindern auch dabei, Besuchskontakte zum Vater herzustellen. Grundsätzlich gilt: "Wenn keine Hilfe kommt, bleiben die Schäden fürs Leben", ist Hartung überzeugt.
Trotz aller Schwierigkeiten ist der Alltag im Frauenhaus nicht nur von Problemen überschattet, für die Kinder gibt es eigene Betreuungsräume. Regelmäßig werden Freizeiten und Ausflüge unternommen. "Gerade in solchen Momenten können die Kinder gut abschalten", sagt Hartung.
Im Frauenhaus, wo die Opfer von Gewalt im Schnitt fünf Monate Zeit brauchen, um sich eine neue Existenz aufzubauen, ist Platz für zehn Frauen und ihre Kinder bis 18 Jahren. Ein Not-Platz für nachts ist immer frei. Seit dem Umzug der Einrichtung im Juni 2007 steht jeder Frau ein eigenes Zimmer zur Verfügung. Für Frauen mit mehreren Kindern gibt es ein Appartement.