Autokrise erreicht das Tal

280 Betriebe im Bergischen gehören zur Auto-Industrie. Nun sind flexible Arbeitsmodelle gefragt.

Wuppertal. In jedem Auto fährt ein Stück Bergisches Land mit. Eine Erkenntnis, die eigentlich das Zeug hat, den Standort bundesweit zu vermarkten. Doch angesichts des Produktionsstopps bei vielen Herstellern sorgt die hohe Zahl bergischer Autozulieferer in der so genannten Autokrise derzeit eher für Kopfschmerzen.

Über Delphi hieß es nun sogar in einem Medienbericht, der gesamte Standort stünde zur Disposition. Das weist Delphi allerdings weit zurück. "Die aktuelle Situation stellt sich für uns so dar, dass wir einen Rückgang an Abrufen in unseren Werken registrieren. Hält der Trend an, werden wir darauf, wo notwendig, mit Kapazitätsanpassungen reagieren müssen," heißt es. Dass die Delphi-Standorte weltweit ständig auch in Konkurrenz zueinander stehen, gehört dabei ohnehin zur Unternehmensphilosophie - ebenso wie die ständige Kostenkontrolle.

DuPont Performance Coatings, das unter anderem mit Serienlacken im Geschäft ist, spürt den Produktionsstopp deutlich. Die rund 2000 Mitarbeiter werden jetzt gehalten, ihren Urlaub keineswegs bis Ende März zu schieben, sondern zügig zu nehmen. Außerdem sollen Überstunden aus den gut gelaufenen Vorquartalen abgebaut werden.

Völlig klar ist nach Erkenntnissen von Klaus Appelt (IHK) und Jürgen Steidel (Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände), dass sich der Produktionsstopp der Hersteller auf die hiesige Wirtschaft auswirken wird. "Das geht nicht spurlos an den Zulieferern vorbei", so Steidel. Zumal es gerade in der Auto-Industrie immer auch um Just-In-Time-Lieferungen gehe.

An die von dem Automobilexperten Ferdinand Dudenhöfer (Uni Essen/Duisburg) entworfenen Horror-Szenarien, wonach Entlassungen und satte Preisnachlässe nur eine Frage der Zeit sind, glaubt so aber kaum jemand. Wie Steidel und Appelt spricht auch Knut Giesler, 1. Bevollmächtigter der IG Metall davon, dass zunächst einmal die extrem flexiblen Arbeitszeitregelungen genutzt werden.

Abgesehen von Johnson Controls hat laut IG Metall in der Region dementsprechend auch noch kein Betrieb Kurzarbeit angemeldet. Mancher Unternehmer könne vielmehr nun nach Zeiten extremer Auslastung wieder normal produzieren und lande daher vielleicht nur bei den prognostizierten Zahlen - und nicht wie zuletzt deutlich darüber.

Tatsächlich sind die Erwartungen der Unternehmer laut IHK-Konjunkturumfrage deutlich eingetrübt. Für das kommende Jahr prognostiziert auch der Geschäftsführer eines namhaften Autohauses eine Abkühlung des Geschäfts. Dabei waren die vergangenen zwei Jahre aber besser als die von 2002 bis 2005.

Das derzeitige Geschäft verliefe nicht so grottenschlecht, wie es manchmal heiße, sei aber auch nicht riesig. Die Umsatzrendite der Autohäuser landet nach Brancheninformationen derzeit sogar im Durchschnitt nur noch bei etwa 0,5 Prozent - wohlgemerkt im Durchschnitt. Erschweren komme hinzu, dass Wuppertal in einer strukturschwachen Region liege.