Auslands-Fachkräfte? Wirtschaft winkt ab

Zuwanderung: Politik diskutiert über Zugangserleichterungen. Wuppertals Wirtschaft sieht aber keinen Bedarf.

Wuppertal. Vorschläge des Bundeswirtschaftsministers Rainer Brüderle (FDP), die Zuwanderung für Experten aus dem Ausland zu erleichtern und sogar mit Prämien oder Begrüßungsgeld zu locken, um so dem Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft zu begegnen, finden in der Wuppertaler Wirtschaft offenbar wenig Resonanz.

Das Traditionsunternehmen Gebr. Becker mit unter anderem rund 35 Ingenieuren zum Beispiel setzt seit geraumer Zeit auf Kooperationen mit Universitäten, wie Personalchef Hans-Michael Kappler berichtet. Auch zu Mechatronikern ausgebildete ehemalige Auszubildende besuchen mitunter später eine Uni, schreiben ihre Bachelor-Arbeiten im Unternehmen. Ganz wichtig, so Kappler: Diese Mitarbeiter kennen dann die Unternehmenskultur, wachsen in sie hinein. Einer der Punkte, mit denen Becker als attraktiver Arbeitgeber punkten will. "Man muss nur bereit sein, diesen Weg über die Ausbildung auch zu gehen", erklärt Kappler. Sein Fazit: "Uns würde das, was Brüderle vorschlägt, nicht wirklich helfen."

Auch die Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände sieht nach Angaben von Jürgen Steidel derzeit keine zwingende Notwendigkeit, etwas an den Zuwanderungsmodalitäten neu zu regeln.

Längst gebe es Kooperationen mit Universitäten, Maßnahmen wie die Junior-Uni setzten sogar noch viel früher an und viele Unternehmen böten zudem ein duales Studium an; auf den Fachkräftemangel hätten die Firmen schon lange reagiert. Natürlich müssten die Unternehmen auch schon einmal schauen, wie sie einen Experten aus dem Ausland in die Region holen können. Doch diese Unternehmen seien ohnehin häufig schon sehr global aufgestellt. Und, so Steidel: "Da ist noch viel aus dem heimischen Arbeitsmarkt herauszuholen."

"Völligen Quatsch" nennt Knut Giesler von der IG Metall den Brüderle-Vorstoß. Was man brauche, seien viel mehr Ausbildungsplätze. Es gelte doch viel mehr, die hier lebenden Menschen auszubilden statt im Ausland ausgebildete Menschen hierher zu holen.