„Bei Trauer gibt es kein Richtig und Falsch“

Birgit Schäfers betreut Jüngere Verwitwete und- verwaiste Eltern.

„Bei Trauer gibt es kein Richtig und Falsch“
Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Der Verlust eines Partners oder eines Kindes verändert das Leben der Angehörigen. Birgit Schäfers arbeitet im Zentrum für Trauerarbeit Wuppertal seit sieben Jahren mit den „Hiergebliebenen“, wie sie sie nennt, zusammen. In Gruppensitzungen sollen sie lernen, ihre Trauer zuzulassen und sie zu verarbeiten.

Inwiefern kann es helfen, eine Trauergruppe zu besuchen?

Birgit Schäfers: Gerade junge Menschen wie jüngere Verwitwete und verwaiste Eltern haben oft viel zu tun. Sie arbeiten, haben vielleicht Kinder, sie müssen funktionieren. Für die Trauer bleibt da schlicht keine Zeit. In den Trauergruppen für verwaiste Eltern oder jüngere Verwitwete können sie sich ganz klare Zeiten für die Trauer oder für die Gedanken an den verstorbenen Menschen nehmen. Außerdem hilft es Vielen, mit Menschen zu sprechen, denen etwas Ähnliches geschehen ist.

Was beschäftigt Menschen, die solche Verluste erleiden?

Schäfers: Sie haben oft ähnliche Fragen: Warum passiert mir das? Verhalte ich mich richtig? Bei jüngeren Verwitweten ist die Alltagsbewältigung auch oft Thema: Geldsorgen oder Kinderbetreuung, die „Hiergebliebenen“ müssen die Mehrbelastung bewältigen. Auch haben gerade junge Menschen noch ein sehr großes Bedürfnis nach Nähe und Zärtlichkeit, also kommt irgendwann vielleicht der Wunsch nach einem neuen Partner auf, der aber oft emotional schwierig einzuordnen ist. Insofern sind die Themen ähnlich. Trotzdem trauert jeder auf seine Weise.

Wie arbeiten Sie in der Gruppe mit diesen Unterschieden?

Schäfers: Während der Sitzung stelle ich jedem Einzelnen gezielt Fragen, die ihn bei seinem ganz persönlichen Trauerweg unterstützen. Aber eine konkrete Vorgabe oder Wertungen gebe ich nicht ab. Das ist sehr wichtig: Bei der Trauer gibt es kein Richtig und kein Falsch. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, ich helfe dabei nur. Durch ihre Schilderungen unterstützen sich die Trauernden aber auch gegenseitig. In der Gruppe entsteht eine ganz eigene Dynamik und ein besonderes Vertrauen.

Wann können Menschen in die Gruppensitzungen kommen?

Schäfers: Immer wenn eine neue Gruppe beginnt. Einige melden sich schon drei Monate nach dem Tod des Angehörigen, eine Dame kam mal zehn Jahre danach zu mir. Jeder muss für sich den richtigen Zeitpunkt finden. Aber egal wann, die Trauer will gelebt werden. Und der Weg hierher kann der erste Schritt sein.