Bergischer Zahlenkrieg um die Feuerwehr-Leitstelle

Städteverbund: Remscheid sieht keine Vorteile in einer gemeinsamen Leitstelle. Wuppertal hält weiter dagegen.

Wuppertal. In weniger friedlichen Zeiten würden die Kämmerer aus Remscheid, Jürgen Müller (CDU), und aus Wuppertal, Johannes Slawig (CDU), spätestens jetzt die Messer wetzen. So aber spitzen sie nur die Bleistifte, um sich mit langen Zahlenreihen gegenseitig zu schlagen. Aber auch das genügt schon, um viel böses Blut zu vergießen. Hintergrund der Auseinandersetzung der Zahlenkünstler ist die neue Feuerwehr-Leitstelle, die seit März gemeinsam von Solingen und Wuppertal betrieben wird. Ein Pilotprojekt und ein Beispiel für gelungene bergische Kooperation. Wenn da nicht Remscheid wäre. Die dritte Stadt im Städtedreieck fehlt beim Leitstellen-Projekt - und das, obwohl die 2,7 Millionen Euro teure Zentrale eine Kapazität besitzt, die auf drei Städte ausgerichtet ist.

Ein dritter Partner soll auf jeden Fall hinzukommen

Alle Versuche, Remscheid mit ins Boot zu holen, sind bisher gescheitert. Auch der Vorstoß Slawigs, seinem Remscheider Kollegen Müller vorzurechnen, was Remscheid bei einem Einstieg in das Verbundsystem sparen würde (die WZ berichtete). Nach Müllers eigenen Berechnungen käme eine Beteiligung Remscheids die Stadt im Gegenteil eher teuer zu stehen. Welche Rechnung stimmt also? Offensichtlich unterscheiden sich die Berechnungsgrundlagen erheblich. Slawig: "Wir bleiben aber bei der Aussage, dass Remscheid wirtschaftliche Vorteile hätte." Und um das zu belegen, wird in der Wuppertaler Kämmerei jetzt noch einmal mit Remscheider Zahlen gerechnet, um einen erneuten Versuch zu starten. Slawig schlägt sogar ein unabhängiges Gutachten vor. Geld, dass sich die Städte nach Ansicht Müllers sparen können. Das emsige Bemühen um Remscheid hat einen monetären Hintergrund. Die gemeinsame Leitstelle soll das Bergische nicht nur technisch auf den neusten Stand bringen, sondern vor allem Synergieeffekte erzielen, also Geld sparen. Das geschieht schon beim Zwillingsbetrieb (Wuppertal spart etwa 100 000 Euro im Jahr), würde sich zu dritt aber erst richtig lohnen - nach Ansicht Wuppertals auch für Remscheid, obwohl die Stadt eine vergleichsweise neue Leitstelle besitzt. "Früher oder später wird aber auch in Remscheid erneut in Technik investiert werden müssen. Dann wird es richtig teuer", prophezeit Slawig. Vielleicht kommen die Remscheider Gutachter auch zu dem Schluss. Derzeit durchleuchten Fachleute von Rödl und Partner den Remscheider Schuldenhaushalt auf Einsparpotenziale. Die Feuerwehr-Leitstelle ist dabei durchaus ein Thema. Slawig denkt aber schon weiter. Sollte Müllers ablehnendes Signal der "Einstieg in eine Absage" sein, wollen sich Solingen und Wuppertal einen anderen dritten Partner suchen. Theoretisch könnte der sogar in Bayern liegen, technisch wäre das möglich. Gewollt ist es allerdings nicht. "Ein Partner aus der Region wäre uns natürlich am liebsten", so Slawig.