Stadtbad-Geburtstag: Vom Badetempel zum Sanierungsfall

Einst gefeiert, später teils verflucht. Die Schwimmoper hat eine wechselvolle Geschichte und ist ein Wahrzeichen der Stadt.

Wuppertal. Architektonisches Meisterwerk, modernste, zweckmäßigste und schönste Schwimmhalle Europas - die Lobeshymnen wollten nicht enden, als am 22. Juni 1957, heute vor 50 Jahren, das Stadtbad auf dem Johannisberg eröffnet wurde. Der Name Schwimmoper, der sich im Laufe der vergangenen fünf Jahrzehnte fest ins Wuppertaler Bewusstsein eingegraben hat, kam damals bereits auf. Beim Anblick der riesigen Halle mit ihren steil aufragenden Tribünen, der Glasfassade und den Durchbrüchen, brauchte es nicht viel Fantasie dafür, auch wenn böse Zungen behaupteten, der Name sei eine Retourkutsche der Elberfelder an die Barmer, denen sie das Opernhaus neideten.

Optimale Voraussetzungen für den großen und den kleinen Sport

Klar war: Ein solch großzügiges Hallenbad, als einziges in Deutschland mit einem 20 Mal 30 Meter großen Wasserballbecken, sechs 25-Meter-Bahnen, allen Voraussetzungen für die Wasserspringer und sagenhaften 2100 Zuschauerplätzen ausgestattet, gab es 12 Jahre nach Kriegsende nirgends sonst. Sieben Millionen Mark ließen es sich die Wuppertaler kosten. Damals eine ungeheure Summe für ein Schwimmbad, heute wird allein die Sanierung ein vielfaches verschlingen (siehe Artikel unten).

Brüchig: Nach zehn Jahren rieselte bereits der Putz

Dass diese überhaupt eingeleitet wurde, dürfte heute vielen Schwimmoperfreunden Trost für die ausgefallene Feier sein, denn das Bad hat neben vielen Sternstunden - wie deutsche Schwimmmeisterschaften, die Olympiaausscheidung der Wasserballmannschaften von Ost- und Westdeutschland vor Rom 1960 oder das Polizei-Musik- und Sportfest in den 70er-Jahren - auch viele Reinfälle erlebt. Bereits zehn Jahre nach der Eröffnung rieselten fußballgroße Putzstücke von den überhängenden Fassadenteilen und Verkleidungen vom geschwungenen Dach, was eine millionenschwere Sanierung nötig machte. Sanierungen und Modernisierungen wären auch später nötig gewesen, wurden aber immer wieder hinausgezögert, denn die Stadt schwamm nicht mehr im Geld. Mal war vom Umbau in ein Spaßbad die Rede, mal von einer Mehrzweckhalle, ab und zu sogar von Schließung. Nach der Zerstörung des Schwimmleistungszentrums, das der Schwimmoper in den 70er Jahren wie andere moderne Sportbäder das Wasser abgegraben hatte, wollte die GWG stattdessen die Schwimmoper zum großen Sportbad ausbauen. Durch das Bürgerbegehren für den Wiederaufbau des Schwimmleistungszentrums kam es anderes. Und schließlich scheiterten zu Beginn dieses Jahrzehnts nacheinander grandios die Pläne für ein Weltraumerlebniscenter, ein Stadtpalais und einen Kletterpark. Wer weiß, was passiert wäre, wenn die einmalige aber wenig ökonomische Architektur nicht seit 1989 unter Denkmalschutz gestanden hätte. Abriss - völliger Umbau? Das hätte man sich an jenem 22. Juni 1957 wohl nicht träumen lassen, als spielend 10 000 Karten für die Eröffnungsfeiern hätten verkauft werden können. Wasserballett aus Hannover, Schwimmvorführungen hunderter Wuppertaler Vereinssportler und die Darbietungen der Springerschule Köln lockten. Die Tribünen waren sowohl am Samstag, als auch bei der Wiederholung am Sonntag brechend voll. Natürlich war auch der Architekt Professor Friedrich Hetzelt gekommen, der für seinen kühnen Entwurf gefeiert wurde.

Besucherrekord im Jahr 1971: Satte 680 000 Gäste kamen

Nicht nur für den Schwimm- und Schulsport wurde die Schwimmoper in den folgenden Jahren zum Magneten, auch die Öffentlichkeit badete gern und viel auf dem Johannisberg. Seit 1967 durften die Wuppertaler auch sonntags herein und nutzten das ausgiebig. Der absolute Besucherrekord mit 681 000 Gästen datiert aus dem jahr 1971. Doch so wie Eintrittspreise, Patina und die Zahl der Mängel stiegen, gingen die Besucherzahlen zurück. Zuletzt lagen sie bei nicht einmal mehr 200 000 pro Jahr.

Das soll sich ab Herbst 2009 wieder ändern, wenn die Sanierung nach jetzigem Stand abgeschlossen ist. Vielleicht wird ja dann die große Feier nachgeholt.