„Wir haben’s maßlos unterschätzt“ Sommerhaus der Normalos: Ein Wuppertaler Paar wagt den Sprung ins Reality-Fernsehen

Wuppertal · „Schwieriges Paar“, „gar nichts für mich“, „zu viel Botox im Gesicht“, „ich denke, sie ist fake“.

Die Cronenberger Marc M. Kleeb und Lucia Preuße haben den Sprung ins Fernsehen geschafft.

Foto: Andreas Fischer

Diesen Lästereien von anderen Teilnehmern standen die beiden Wuppertaler Lucia Preuße und Marc M. Kleeb (die beiden Sommerhaus-Teilnehmer werden im Folgenden ausschließlich mit ihrem Vornamen genannt, in Anlehnung an ihre Betitelung in der Fernsehsendung) schon bei ihrem Einzug in die Fernsehsendung „Sommerhaus der Normalos“ gegenüber, nur wurden sie hinter ihrem Rücken gesagt. Das Paar blickt heute jedoch entspannt darauf. „Die Beurteilung uns gegenüber war wesentlich skeptischer als umgekehrt“, so die 27-Jährige, sie seien Vorurteile gewohnt. „Ich hatte den Eindruck, wir sind noch die normalsten von allen“, findet der 36-Jährige.

Das Paar aus Cronenberg ist eines von Tausenden Bewerbern. „Wir müssen schon irgendwas Besonderes an uns haben, dass wir genommen wurden“, schmunzelt Marc Kleeb. Kennengelernt haben sie sich, als Marc Lucia in der Oberstufe Nachhilfe in Mathe gegeben hat, jedoch rein freundschaftlich. Zwischenzeitig ist der Kontakt versiegt, bis sie einige Jahre später zufällig wieder aufeinandertrafen und zusammengekommen sind.

Während für viele der Reality-Show-Aspekt eine Möglichkeit für mehr Reichweite ist, sieht der Immobilienmakler das Ganze pragmatisch. „Reichweite spielt für mich keine Rolle“, sagt er, der nicht einmal einen Insta­gram-Account besitzt. Vielmehr habe ihn der sportliche Aspekt gereizt: „Ich fand, es war einfach eine Herausforderung, die Spiele mal auszuprobieren, wo man sich sonst beim Zuschauen denkt, das könnte ich viel besser.“ Doch gleich das erste Spiel – eine Wippe, auf der Gegenstände platziert werden mussten – entpuppte sich als echte Herausforderung. „Der erste Gedanke ist: Oh Gott, das kann ja was werden“, erinnert sich Marc und sollte recht behalten. Die ersten Kabbeleien zwischen dem Paar und Verzweiflung beim Spiel ließen nicht lange auf sich warten. „Wir sind beide stur und dickköpfig“, hebt er hervor, da könne es in solchen Situationen schon mal zu Streit kommen.

Das Sommerhaus der
Normalos hat es in sich

Die Bedingungen im Sommerhaus waren eine Herausforderung für sich: Ein Bad für 16 Leute, keine Uhren, dazu der Geruch ausgestopfter Tiere, die unbequemen Betten und die Anspannung durch die bevorstehenden Spiele. Das alles auch noch unter ständiger Kamerabeobachtung. Am Anfang sei es seltsam gewesen, das Surren der Kameras zu hören, doch „irgendwann gewöhnt man sich daran, und dann war es einem sogar egal, wie man vor der Kamera aussieht“, weiß Marc. Trotzdem habe sie immer im Hinterkopf gehabt, „halb Deutschland guckt dir zu“, ergänzt Lucia. Das sei oft ein Drahtseilakt gewesen zwischen dem authentisch und respektvoll sein, sich aber nicht alles gefallen zu lassen. Das Paar gibt zu: „Wir haben es maßlos unterschätzt“.

Taktische Spielzüge haben sich die Wuppertaler nicht überlegt. „Das lässt sich am Ende sowieso nicht so umsetzen. Es war alles unvorhersehbar“, meint Marc rückblickend. Streit um jeden Preis wollten sie vermeiden, aber auch nicht aufgesetzt freundlich sein, „wir bleiben unserer Linie treu und heucheln nicht irgendwas vor.“ Und doch – die Gruppendynamik nahm ihren Lauf. „Am Anfang sind alle nett, aber dann kommen die Ellenbogen“, resümiert die Hundeleinen-Vertreiberin. Freundschaften findet man hier nicht, wissen die beiden. Anschluss zu finden, fiel ihnen am ersten Tag eher schwer.

Mit Reality-Shows ist es so eine Sache: heute Publikumsliebling, morgen Feindbild. Lucia beschreibt das Sommerhaus der Normalos als „eine Achterbahn der Gefühle“, in der sich Sympathien schnell ändern können: „Der eine gerät in Vergessenheit, der andere kriegt Hate, das ändert sich in jeder Folge. Kann sein, dass wir bald die Buh-Männer sind.“ Hass-Kommentare oder negative Meinungen bringen das Paar nicht aus der Ruhe. „Da darf man nicht so empfindlich sein“, sagt Lucia, während Marc entspannt bleibt: „Mein eigenes Wohlbefinden muss nicht abhängig sein von der Beurteilung von Fremden.“

Trotz aller Herausforderungen sind sich beide einig: Die Teilnahme hat sich gelohnt. „Es ist eine Leistung, dass wir immer noch zusammen sind“, lacht Lucia. Und Marc fügt hinzu: „Wir haben tolle Momente gehabt, die wir so im normalen Leben niemals erlebt hätten. Wir haben interessante Leute kennengelernt und das Ganze hat uns um eine tolle Erfahrung im Leben reicher gemacht.“ Für die beiden Reality-Fans war es ein unvergessliches Abenteuer: „Es gibt nur einmal Staffel 1 von den Normalos und allein, da dabei zu sein, ist schon cool.“ Ob sie noch mal teilnehmen würden oder Interesse an anderen Formaten hätten? Ein klares Ja! Doch erst einmal schauen sie sich mit der Familie die Ausstrahlung der Folgen an.